Kairo – Nach dem Tod eines Verdächtigen in Gewahrsam ist ein Polizist in Ägypten zu fünf Jahren Haft verurteilt worden. Ein Strafgericht verurteilte den Beamten am Donnerstag, weil er im Mai einen Verdächtigen auf einer Polizeiwache im nördlichen Rashid im Nildelta tot geschlagen haben soll.

In einem separaten Fall müssen sich neun Polizisten vor Gericht wegen des Todes eines Häftlings im Süden des Landes verantworten. Der Verdächtige im ersten Fall hatte sich wegen eines Drogendelikts auf dem Polizeikommissariat in Rashid befunden. Der nun zu fünf Jahren Haft verurteilte Polizist Mohammed Atef M. war seit Beginn der Ermittlungen inhaftiert.

Tod nach Festnahme

Im Fall der neun verdächtigen Beamten geht es um einen Vorfall Ende November im südlichen Luxor. Dort war ein 47-Jähriger in einem Cafe in Gewahrsam genommen worden und bereits eine Stunde später durch Schläge auf Nacken und Rücken gestorben. Gerichtsmediziner erklärten später, der Mann sei so heftig geschlagen worden, dass seine Wirbelsäule gebrochen sei.

Der Generalstaatsanwalt ordnete nach Angaben seines Büros nun an, dass die Beamten strafrechtlich verfolgt werden sollten. Sie waren in der vergangenen Woche festgenommen worden. Nach Angaben aus Justizkreisen wird den Polizisten vorgeworfen, Gewalt angewandt, diese gebilligt oder zumindest nicht verhindert zu haben. Wann das Verfahren beginnen soll, stand zunächst nicht fest. Den Männern drohen Haftstrafen von bis zu 15 Jahren.

Menschenrechtsaktivisten prangern in Ägypten regelmäßig Misshandlungen von Gefangenen durch Polizisten an. Polizeigewalt war auch ein zentraler Auslöser des Aufstands gegen den früheren Staatschef Hosni Mubarak, der zu dessen Sturz führte. Ägyptens derzeitiger Staatschef Abdel Fattah al-Sisi warnte jüngst, dass Polizisten, die "Fehler" machten, dafür belangt würden. (APA, 10.12.2015)