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Noch sind nicht alle illegalen Glücksspielgeräte in Österreich vernichtet worden.

Foto: APA / HERBERT NEUBAUER

Wien – In Wien ist das kleine Glücksspiel seit fast einem Jahr verboten. In anderen Bundesländern darf nur noch eine bestimmte Anzahl an Geräten stehen, im Westen des Landes ist das Automatenzocken nach wie vor untersagt. Dennoch stehen in ganz Österreich viele illegale einarmige Banditen. Die Finanzpolizei hat alle Hände voll zu tun. 988 Razzien gab es 2015, mehr als 2.000 Geräte wurden konfisziert.

"In Wien haben wir die Lage durch unsere Kontrollhandlungen gut im Griff", resümiert Wilfried Lehner, Chef der Finanzpolizei. Es kämen immer wieder Anzeigen herein, insgesamt gebe es aber nur noch "wenige Verdachtsfälle". Die Anzeiger sind nicht nur besorgte Bürger, sondern auch Konkurrenten und sogar Spieler, "die sich selbst aus dem Spiel nehmen wollen". Bei illegalen Betreibern können sich Menschen mit problematischem Zockverhalten nämlich nicht sperren lassen.

Illegales Glücksspiel statt Sportwetten

Nach wie vor ein Thema in Wien sind Sportwettsalons, die im Hinterzimmer illegales Glücksspiel anbieten. Mit Sportwetten, sagt Lehner, können die Betreiber viel weniger verdienen als mit Glücksspiel. Angesichts dessen und der hohen Dichte an Sportwettenlokalen sei der "Drang" natürlich groß, den Umsatz und damit den Reingewinn mit Glücksspiel zu erhöhen.

Mit dem neuen Wiener Wettgesetz werde sich da einiges verschärfen. "Der Wettanbieter kann auch seine Wettkonzession verlieren, wenn er illegales Glücksspiel anbietet", so Lehner. Der Gesetzesentwurf, der seit ein paar Wochen in Brüssel zur Genehmigung liegt, sieht außerdem ein Verbot von Live-Wetten auf Sportereignisse vor. Diese gelten als eine Art Ersatzdroge für Automatenspielsüchtige und boomen in Wien. Seit dem Verbot des "kleinen Glücksspiels" hat das Live-Wetten-Angebot in der Bundeshauptstadt rasant zugenommen.

418 Geräte in Wien beschlagnahmt

Laut Finanzpolizei hat sich die Situation dank der Zusammenarbeit von Magistrat Wien, Landespolizeidirektion und Finanzpolizei aber entschärft. "Sowohl illegale Wettcafes als auch illegale Glücksspielbetriebe werden gemeinsam kontrolliert, die Geräte beschlagnahmt und der Betrieb geschlossen", so Lehner. "Das Ausweichen auf Wettbetriebe konnte damit bereits effektiv eingedämmt werden."

In der Bundeshauptstadt gab es heuer bis November 350 Kontrollen, 418 Geräte wurden beschlagnahmt.

Die meisten der konfiszierten Automaten standen in Oberösterreich, nämlich 767 von österreichweit 2.089. Es stimme leider, dass das Bundesland eine "Hochburg" illegaler Automaten sei, so Lehner. Oberösterreich hat 2012 ein Gesetz erlassen, wonach nur mehr konzessionierte Firmen kleines Glücksspiel anbieten dürfen. Drei Lizenzen für insgesamt 1.176 Geräte hat das Land in der Folge vergeben.

Oberösterreich: Noch immer 350 Geräte

Laut der Plattform spieler-info.at, die wie auch Automaten-Marktführer Admiral (Novomatic-Konzern) gegen illegales Glücksspiel zu Felde zieht, gab es Ende November 2015 in Oberösterreich aber immer noch mehr als 330 illegale Geräte an knapp 80 Standorten. Im Oktober/November 2011 sollen es noch 891 Geräte gewesen sein. Finanzpolizei-Chef Lehner: "Wir sind in Oberösterreich von einem sehr hohen illegalen Level aus gestartet. Das dauert natürlich, bis wir alle Lokalitäten ausgeräumt haben."

Eine ähnliche Situation könnte in der Steiermark dräuen, wo mit 1. Jänner 2016 die Neuregelung des kleinen Glücksspiels in Kraft tritt. Statt der aktuell (legalen) 2.601 Automaten sind dann nur mehr 1.017 zugelassen. 2015 hat die Finanzpolizei in dem Bundesland 21 Razzien durchgeführt und 18 Geräte beschlagnahmt.

Die westlichen Bundesländer Vorarlberg, Tirol und Salzburg haben sich entschlossen, das kleine Glücksspiel nicht zu erlauben. Dennoch gibt es dort "jede Menge illegales Angebot", weiß Finanzpolizist Lehner. Das zeigen auch die Zahlen der Behörde: In Vorarlberg wurden heuer 166 Geräte beschlagnahmt, in Tirol und Salzburg jeweils mehr als 200.

Niederösterreich und Burgenland: "Erlaubnisländer"

Gut sei die Situation dagegen in Niederösterreich und im Burgenland, beides "Erlaubnisländer". "Dort, wo wir am längsten kontrollieren, haben wir das illegale Angebot gut reduzieren können", so Lehner. 2015 ist die Finanzpolizei in Niederösterreich dennoch 100-mal ausgerückt, im Burgenland 23-mal. Ein "gewisser Bodensatz an Illegalität" werde immer bleiben.

Die Finanzpolizei hat 2015 ihre Aktivitäten im Glücksspielbereich verstärkt. Mit 2.089 Geräten wurden bis November fast doppelt so viele Automaten beschlagnahmt wie in den beiden Jahren davor (2014: 1.102; 2013: 1.120; 2012: 2.286; 2011: 1.658; 2010: 417), wie aus einer Aufstellung von Finanzministerium bzw. Finanzpolizei, die der APA vorliegt, hervorgeht.

Die Finanzpolizei beschäftigt momentan rund 510 Mitarbeiter. Sie sind nicht nur für Glücksspielrazzien, sondern auch für Baustellenkontrollen (Lohn- und Sozialdumping) und dergleichen zuständig. Ab der zweiten Jahreshälfte 2016 werden sie wegen der Registrierkassenpflicht noch mehr zu tun bekommen. (APA, 11.12.2015)