Washington – Eine Mehrheit der US-Bürger lehnt laut einer Umfrage die Forderung des republikanischen Präsidentschaftsbewerbers Donald Trump nach einem vorübergehenden Einreiseverbot für Muslime ab. Laut der am Donnerstag veröffentlichten Erhebung für das "Wall Street Journal" ("WSJ") und den Sender NBC sind 57 Prozent der befragten US-Bürger dagegen, Muslime vorerst nicht mehr ins Land zu lassen.

25 Prozent schlossen sich dagegen Trumps Forderung an. Unter den Republikanern unterstützen 42 Prozent das geforderte Einreiseverbot, nur 36 Prozent sind dagegen. Die Umfrage ergab zudem, dass 59 Prozent der befragten US-Bürger eine positive Meinung von Muslimen haben, 29 Prozent sehen Muslime negativ. Den Angaben zufolge haben sich diese Prozentsätze seit dem Jahr 2002 kaum verändert.

Unterschiedliche Ergebnisse

Eine Online-Umfrage für Bloomberg kam zu einem ähnlichen Ergebnis. Eine weitere Umfrage des Instituts Rasmussen Reports, das den Republikanern nahesteht, ergab allerdings das entgegengesetzte Bild. Demnach sind 46 Prozent aller US-Wähler dafür, Muslimen die Einreise zu verweigern, bis Terrorverdächtige besser als bisher erkannt werden können. 40 Prozent waren dagegen. Allerdings sprachen sich 59 Prozent der Befragten dafür aus, grundsätzlich "alle Einreisenden gleich zu behandeln".

Für beide Umfragen wurden zwischen dem 8. und 9. Dezember je 1.000 Personen befragt, für die Fragen nach Trumps Vorschlägen geben NBC und "WSJ" aber nur eine Zahl von knapp 500 Befragten an. NBC/"WSJ" fragten explizit nach "Trumps Vorschlägen", während Rasmussen nach einem "vorübergehenden Einreiseverbot" fragte, ohne Trump beim Namen zu nennen.

Sturm der Entrüstung nach Trump-Sager

Trump hatte am Montag ein vorübergehendes Einreiseverbot für Muslime gefordert und damit einen Sturm der Entrüstung ausgelöst. Der Geschäftsmann verwies auf Umfragen, die "in breiten Teilen der muslimischen Bevölkerung" einen "großen Hass auf Amerikaner" feststellten.

Daraufhin forderten hunderttausende Briten in einer Onlinepetition ein Einreiseverbot für Trump in Großbritannien. Eine schottische Universität entzog Trump die Ehrendoktorwürde. In Israel regte sich Protest gegen einen Ende Dezember geplanten Besuch des Präsidentschaftsbewerbers, und eine in Dubai ansässige Handelskette beschloss einen Boykott von Produkten des Trump-Imperiums. Das Weiße Haus sprach von Äußerungen, die den Werten des Landes zuwiderliefen. Auch Trumps Rivalen im Kampf um die republikanische Präsidentschaftskandidatur wiesen dessen Ansinnen zurück.

44 Prozent halten Anschlag für wahrscheinlich

Die aufgeheizte Stimmung spiegelt sich auch in einer anderen Umfrage wider: Laut einer Erhebung von "New York Times" und CBS News ist die Angst vor einem Terroranschlag in den USA derzeit so hoch wie seit den Anschlägen vom 11. September 2001 in New York und Washington nicht mehr. 44 Prozent der Befragten gaben an, ein Terroranschlag in den kommenden Monaten sei ihrer Anschicht nach "sehr wahrscheinlich".

Zuletzt hatte eine ähnliche Anzahl der Befragten im Oktober 2001 so auf diese Frage geantwortet. 70 Prozent der Befragten hielten die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) für eine große Bedrohung für das Land.

Auf die Frage, welchem Präsidentschaftsbewerber sie am meisten zutrauten, das Terrorproblem in den Griff zu bekommen, nannten 40 Prozent Trump, 35 Prozent sprachen sich für die Demokratin Hillary Clinton aus. Mit dem Umgang des US-Präsidenten Barack Obama mit dem Terrorproblem waren 57 Prozent der Befragten unzufrieden. (APA, 11.12.2015)