Toronto – Das angekündigte Ziel, bis zum Ende des Jahres 25.000 Flüchtlinge aufzunehmen, hat Kanadas Regierung zwar verpasst. Die Ankunft der ersten 163 Menschen aus Flüchtlingslagern in den syrischen Nachbarländern Jordanien und Libanon hat Kanadas Regierung in den Nacht zum Freitag trotzdem mit großer Medienaufmerksamkeit zelebriert.
Premier Justin Trudeau begrüßte die Ankommenden persönlich am Flughafen, nach einem Fototermin mit Stofftieren und Landesflaggen sprach er vor Flughafenmitarbeitern, Fotografen und Freiwilligen von einer "wunderbaren Nacht, in der nicht nur ein Flugzeug voll neuer Kanadier empfangen" werde, sondern in der das Land der Welt auch zeige, "wie wir unsere Herzen öffnen und Menschen willkommen heißen, die außergewöhnlich schweren Umständen entkommen sind".
Ziellinie auf Ende Februar verschoben
Trudeau hatte nach dem überraschend hohen Wahlsieg seiner Liberalen Partei Ende Oktober eigentlich versprochen, bis zum Ende des Jahres 25.000 Menschen aus den Flüchtlingslagern aufzunehmen. Dieser ambitionierte Plan war nach den Terroranschlägen von Paris Mitte November ins Wanken geraten, weil laut Regierung die nötigen Sicherheitsüberprüfungen nicht schnell genug durchgeführt werden konnten. Nun sollen bis zum Ende des Jahres 10.000 Menschen in Kanada Zuflucht finden, bis Ende Februar 15.000 weitere.
Der neuer Premier stellt Kanada, das unter seinem Vorgänger Stephen Harper stark nach rechts gewandert war, damit auch international in scharfen Kontrast zu den USA. Dort wird seit Wochen kontrovers über die Aufnahme von Flüchtlingen diskutiert, vor allem republikanische Hardliner haben das Thema in den Vorwahlen zu den Präsidenten- und Abgeordnetenwahlen im November 2016 für sich entdeckt. Donald Trump, Umfragenspitzenreiter für die republikanische Präsidentschaftskandidatur, hat nach den mutmaßlich islamistischen Anschlägen von San Bernardino überhaupt einen völligen Einreisestopp für Muslime in die USA gefordert. Das geht laut einer Umfrage allerdings einer Mehrheit der US-Bürger zu weit. (red, Reuters, 11.12.2015)