Graz wird auch in Zukunft versuchen, die Gründung eigener islamischer Kindergärten zu verhindern. Der für die Bildung und Integration zuständige Stadtrat Kurt Hohensinner (ÖVP) ist strikt dagegen. Das Wiener Beispiel, wo islamische Vereine als Träger und Betreiber von Kindergärten fungieren, sei für ihn keine Option. Hohensinner: "Das Wiener Modell ist nicht im Sinne der Integration. Bei uns sind alle Kindergärten durchmischt, muslimische Kinder werden gemeinsam mit Kindern anderer Konfessionen betreut."
Graz hat die Organisation der Kindergärten vor Jahren auf neue Füße gestellt. Da die Stadt den steigenden Bedarf an Kindergartenplätzen allein nicht mehr decken konnte, wurde ein Tarifmodell entwickelt, das auch privaten Trägern wie der Volkshilfe oder "WiKi" ermöglichte, zu gleichen Konditionen wie die Stadt Kindergartenplätze anzubieten.
Zweitsprache als Vorteil
Die Kinderbetreuung in den 263 Einrichtungen wird also zum überwiegenden Teil von der Stadt und etablierten Sozialinstitutionen organisiert. Für die Hälfte der Kindergartenkinder ist Deutsch nicht die Muttersprache. "Das ist an sich nicht das Problem, eigentlich sogar ein Vorteil, weil diese Kinder zweisprachig aufwachsen", sagt Hohensinner.
Rechtlich verhindern könne er die Gründung einer islamischen Kindergarten ja nicht, räumt Hohensinner ein, denn das steirische Kinderbildungs- und –betreuungsgesetz erlaubt jeder anerkannten Religionsgemeinschaft das Betreiben einer Kinderbetreuungseinrichtung. Soweit will es Hohensinner aber erst gar nicht kommen lassen. "Wenn ein islamischer Verein in seinen Räumlichkeiten Kinderbetreuung in Zukunft organisieren will, werde ich mit allen mir zur Verfügung stehenden Mitteln auf den Verein einwirken, dass ein externer etablierte Träger das Betreiben der Kinderbetreuungseinrichtung übernimmt", sagt Hohensinner.
Das könne er über das Tarifmodell steuern. Soll heißen: Islamische Vereine bekommen dann eben keine Unterstützungsgelder der Stadt, was die Kindergartenbeiträge der Eltern enorm verteuern würde.
Die Sache sei aber ohnehin nicht dringend, er habe mit dem bisher einzigen islamischen Verein, der eine Kinderbetreuung angedacht habe, bereits gesprochen. Dieser sei bereit, im Falle des Falles den Kindergarten von einer externen Institution betreiben zu lassen.
Klagenfurt hat auch keine islamischen Kindergärten
Auch in Kärntens Landeshauptstadt Klagenfurt, werden zurzeit keine islamischen Kindergärten geführt. Die Hälfte der Einrichtungen wir von der Stadt, die anderen 50 Prozent wie in Graz von privaten Institutionen wie die Caritas oder Pfarren betreut.
In den Kindergärten sei eine "große Bandbreite an verschiedenen Nationen" repräsentiert, "wir versuchen hier vor allem mit den Müttern zu arbeiten. Dafür haben wir eine eigene Projektgruppe für Frauen gegründet", sagt Bildungs-Stadträtin Ruth Franziska Feistritzer (SPÖ). Die Klagenfurter Stadträtin: "Manche Frauen dürfen ja nicht mit jedem reden, deswegen bemühen wir uns, die Mütter über die Deutschkurse zu erreichen." (Walter Müller, 11.12.2015)