Bild nicht mehr verfügbar.

280 Tonnen Gold besitzt die Nationalbank.

Foto: apa / granitzer

Bild nicht mehr verfügbar.

Bis 2020 soll die Hälfte davon in Österreich gelagert werden.

Foto: apa / granitzer

Wien – Am Donnerstag durfte es Finanzminister Hans Jörg Schelling tun, am Freitagvormittag ein Grüppchen Journalisten: die Blicke in Gold baden. Schelling war nach der Generalratssitzung der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB; gehört zu 100 Prozent der Republik) zur Barrenbesichtigung im frisch befüllten Goldtresor eingeladen, die Medienvertreter dann gleichsam als Augen der Öffentlichkeit. "Heute ist ein großer Tag, es gibt ein Weihnachtsgeschenk für Österreich, denn man schenkt ja gerne Gold", griff OeNB-Gouverneur Ewald Nowotny zu recht feierlichen Begrüßungsworten, bevor es in Richtung Tresorkeller ging.

Das mit dem Goldgeschenk für Österreich war natürlich nicht wörtlich zu nehmen. Vielmehr hat die OeNB einen Teil ihrer Goldreserve von London nach Wien geholt, und zwar die erste Tranche. In Zahlen: 1200 Barren zu je 12,5 Kilo mit einem Wert von 480 Millionen Euro. Hintergrund der Angelegenheit: Die OeNB hat ihr "Goldlagerstättenkonzept" geändert. Ab 2020 soll die Hälfte ihrer Goldbestände von insgesamt 280 Tonnen in Österreich gelagert werden (in der OeNB und der Münze Österreich); die andere Hälfte bleibt an den Handelsplätzen in London (30 Prozent) und Zürich (20 Prozent). Das Halbe-halbe-Konzept entspreche der internationalen Entwicklung, erklärte Nowotny am Freitag; die Deutsche Bundesbank halte es genauso.

Harter Sicherheitspolster

In Zeiten flexibler Euro-Wechselkurse brauche man die Goldreserve als Interventionsmittel für die Währungspolitik ja – anders als in der Schilling-Hartwährungszeit – nicht mehr. Die "ertraglose" Goldreserve bilde also den "Sicherheitspolster Österreichs für absolute Katastrophenfälle", hielt Nowotny fest. Neben Gold halten die Zentralbanken auch Wertpapiere und Devisen als Währungsreserven.

Das österreichische Gold hat schon einige Reisen hinter sich: Die Deutschen hat es 1938 konfisziert und weggeschafft, später kam die Hälfte zurück, und zur Zeit des Kalten Kriegs wurde "die goldene Reserve aus Sicherheitsgründen" (Nowotny) außer Landes deponiert – dafür gebe es jetzt aber eben "keinen politischen Grund" mehr.

Alternative Schweinebäuche

Er selbst, so erklärte der Notenbankchef und Münzensammler am Rande des Ausflugs in den Tresor, sei aus ökonomischer Sicht "kein Goldfan", genauso gut könnte man auf Schweinebäuche (als Anlageprodukt; Anm.) setzen.

Abseits währungspolitischer Überlegungen gibt es aber auch politische und betriebswirtschaftliche Gründe für die Herbeiholung des Goldes. Der Rechnungshof hat heuer in einem Prüfbericht den Umgang der OeNB mit den Goldreserven geprüft und etliche Kritikpunkte gefunden: die Konzentration auf die "Lagerstätte in England" (82 Prozent der Bestände) etwa. Zwar hat die OeNB auch bei Schweizer Banken Gold deponiert – aber letztlich nützen diese selbst die Bank of England für die Lagerung.

"Kein Kniefall"

Abseits davon hat die FPÖ jahrelang die "Goldpolitik" Österreichs kritisiert und die Aufbewahrung der Goldreserve in Österreich gefordert. Dass die nunmehrige Rückholung der Hälfte der Reserve damit etwas zu tun haben könnte, wird in der OeNB bestritten. Man habe "keinen Kniefall vor der FPÖ gemacht", sondern die Lagerung evaluiert und der Kritik der staatlichen Prüfer Rechnung getragen. Die FPÖ feierte die Rückholung der Goldreserve dennoch als ihren Erfolg.

Auch der Umgang mit Gold will übrigens geübt sein. Seit die erste Flugzeugladung aus London angekommen ist, haben die Notenbanker ihr Tempo bei der Überprüfung verdoppelt. Jeder Barren muss nämlich gründlichst untersucht werden, außen wie innen. Da wird die Nummer überprüft und in der Barrennliste katalogisiert, das Gewicht auf 0,01 Gramm genau gewogen, der Kern des Barrens mit Ultraschall getestet und seine Feinheit mittels Röntgentechnologie. Am Anfang der Übersiedlung haben die Notenbanker dafür noch zehn Minuten pro Barren gebraucht, inzwischen können sie es in der Hälfte der Zeit. (Renate Graber, 11.12.2015)