Ein ausgewachsener Mondfisch kommt an die Oberfläche. Darunter ein Jungtier, das am Thünen-Institut untersucht wurde.

Foto: Kristina Barz, Thünen-Institut
Foto: Annemarie Schütz, Thünen-Institut

Braunschweig – Gleich zweimal sind am vergangenen Wochenende junge Mondfische in der Ostsee gesichtet worden. In beiden Fällen handelte es sich leider um tote Exemplare, wie das Johann Heinrich von Thünen-Institut für Ostseefischerei berichtet, dem eines der Tiere für eine wissenschaftliche Untersuchung zur Verfügung gestellt wurde.

Unfreiwillig in die Ostsee gespült

Mondfische (Mola mola) sind Hochseebewohner und eher in tropischen Breiten zuhause. Der Golfstrom kann sie aber auch bis in den Nordatlantik führen. In der Ostsee handelt es sich um seltene Gäste – dafür braucht es eine spezielle Wetterlage, die einen Salzwasser-Einstrom aus dem Kattegat in die westliche Ostsee bewirkt, wo ihnen die Brackwasserverhältnisse allerdings nicht bekommen.

"Die Tiere wurden wahrscheinlich mit dem Einstromwasser im November aus dem südlichen Kattegat durch den Großen Belt in die Mecklenburger Bucht gespült", vermutet Uwe Krumme, stellvertretender Leiter des Thünen-Instituts. "Hier können die Tiere kurze Zeit überleben, aber dann setzen ihnen Nahrungsmangel, verringerter Salzgehalt und die niedrigen Temperaturen zu".

Faszinierende Spezies

Mit seinem hochrückigen und seitlich zusammengedrückten Körper sieht der Mondfisch, der mit den Kugelfischen verwandt ist, wie ein schwimmender Kopf aus. Ein ziemlich großer Kopf allerdings: Erwachsene Exemplare können bis zu drei Meter Durchmesser haben und eine Tonne schwer werden. Die nun gefundenen Tiere waren mit knapp zehn Kilogramm Gewicht und 60 Zentimeter Durchmesser noch weit davon entfernt.

Mondfische sind Räuber, aber alles andere als rasante Schwimmer. Sie treiben mit den Strömungen unterhalb der Wasseroberfläche, tauchen aber auch regelmäßig mehrere Hundert Meter in die Tiefe. Mit ihrem schildkrötenartigen Schnabel fressen sie hauptsächlich Flügelschnecken oder Quallen, aber auch Kopffüßer und kleinere Fische.

Von unglücklichen Umständen, wie sie die beiden unfreiwilligen Ostseeeinwanderer trafen, einmal abgesehen, muss man sich um Mondfische übrigens keine Sorgen machen. Die Tiere, deren Weibchen bis zu 300 Millionen Eier legen können, sind nicht gefährdet – nicht zuletzt deshalb, weil sie für die Fischerei uninteressant sind. (red, 13. 12. 2015)