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Kognitive Leistungssteigerung ist bei den Schweizer Studierenden eher unbeliebt.

Foto: AP Photo/Franka Bruns

"Kognitive Leistungssteigerung durch Arzneimittel ist unfair" – diese Meinung vertreten 70 Prozent der Studierenden in der Schweiz. In einer Studie mit über 3.000 Teilnehmenden erforschte das Universitätsspital Basel in Zusammenarbeit mit dem Schweizer Institut für Sucht- und Gesundheitsforschung der Uni Zürich die Haltung von Hochschülern zum Missbrauch von verschreibungspflichtigen Medikamenten.

Ritalin versus Energydrinks

Der Fragebogen, der von Studierenden der Universitäten Basel und Zürich und der ETH Zürich beantwortet wurde, fragte nach Gebrauch und Einstellung zu Substanzen wie Ritalin, Antidepressiva, dem gegen Schlafkrankheiten eingesetzten Modasomil und Betablockern sowie einer Vielzahl an Freizeitdrogen.

Eine ähnliche Studie wurde von den selben Forschern und mit ebenfalls studentischer Zielgruppe auch schon 2013 durchgeführt, allerdings ging es darin vor allem um den Konsum und nicht um die zugrunde liegende Einstellung gegenüber "Hirndoping".

In der aktuellen Studie gaben 22 Prozent der Befragten an, mindestens einmal einen der genannten Stoffe zum effektiveren Lernen benutzt zu haben. Studierende, die Erfahrung mit Leistungssteigerung durch Arznei hatten, bewerteten die Nutzung auch deutlich wohlwollender (24 Prozent halten sie für fair), als solche ohne (elf Prozent).

Unfair und unsicher

Ein Großteil der Teilnehmenden äußerte Bedenken hinsichtlich Risiken und Nebenwirkungen. Ebenfalls zeigten sich viele besorgt, dass bei verbreitetem Gebrauch Druck auf Nicht-Anwender entstehen könnte, die kognitiven Fähigkeiten ebenfalls durch pharmazeutische Wirkstoffe zu erhöhen.

Die Frage, ob die Hochschulen deren Verwendung strikt regulieren sollten, spaltete die Befragten jedoch in zwei gleich große Lager. Der größte Kritikpunkt blieb aber die Fairness. Zwei Drittel verglichen die pharmazeutische kognitive Leistungssteigerung mit Doping im Sport und 80 Prozent waren der Meinung, dass mit dieser Praxis erreichte Resultate geringere Anerkennung verdienen und in einem kompetitiven Umfeld nicht akzeptabel seien.

Lediglich bei Studierenden mit einer diagnostizierten psychischen Erkrankung und einer ärztlichen Verschreibung wurde die Nutzung von Medikamenten mehrheitlich gebilligt (64 Prozent).

Niedrige Beteiligungsrate

Die Forscher zeigten sich zufrieden mit dem Umfang der Meinungsäußerung, räumten aber ein, dass bei einer Beteiligungsrate von lediglich zehn Prozent (fast 30.000 Fragebögen waren verschickt worden), möglicherweise nicht die Meinung aller Studierenden repräsentiert sei.

Sie kamen zum Schluss, dass die pharmazeutische kognitive Leistungssteigerung an Hochschulen künftig überwacht werden soll. Außerdem sollten Studierende umfassend über das Thema informiert werden – vor allem die Bedenken zum Mitmachzwang sei vermutlich auf mangelndes Verständnis des tatsächlich geringen Nutzens des Hirndopings zurückzuführen. (red, 14.12.2015)