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Nach den Waren stehen bei Zielpunkt nun die 229 Geschäftslokale der insolventen Handelskette zum Verkauf.

Foto: APA / Helmut Fohringer

Wien – Für die Beschäftigten der insolventen Supermarktkette Zielpunkt hat der Insolvenzentgeltsicherungsfonds einen Turbo gezündet. Dauert die Auszahlung von Gehältern bei Pleite-Betrieben durch den Fonds üblicherweise mehrere Monate, sollen die ausständigen Gehälter diesmal spätestens am kommenden Donnerstag ausgezahlt werden, teilte der Zielpunkt-Betriebsrat in einem Brief an alle Mitarbeiter mit.

Das ist Rekordzeit und erfolgte insbesondere auf Druck der Arbeiterkammer, die für 2469 Beschäftigte rund 5,4 Millionen Euro an offenen Forderungen für November-Gehalt und Weihnachtsgeld angemeldet hatte. Das Dezember-Gehalt wird laut der Zielpunkt-Arbeitnehmervertretung plangemäß am Monatsende ausbezahlt.

Keine Rosinenpickerei

Die Handelskette Zielpunkt hat, wie berichtet, am 30. November Konkurs angemeldet. Derzeit werden fieberhaft Nachmieter für die 229 Filialen gesucht. Die Mietrechte sind laut Gläubigerschützern de facto die einzigen Vermögenswerte der zur oberösterreichischen Pfeiffer-Gruppe zählenden Zielpunkt-Gruppe. Interessenten können bis 16. Dezember bei Insolvenzverwalter Georg Freimüller Angebote für Standort-Bündel legen. "Rosinen" in guten Lagen soll sich niemand herauspicken können, heißt es. Die Bundeswettbewerbsbehörde will die Filialübernahmen prüfen, um die ohnehin hohe Konzentration im österreichischen Lebensmitteleinzelhandel nicht weiter zu verstärken.

Von den 229 Filialen gehören 67 der kurz vor der Pleite von Zielpunkt-Eigentümer Pfeiffer übernommenen Trei Austria Real Estate und waren Anlass für harsche Kritik am oberösterreichischen Großhändler Pfeiffer. Mittlerweile hat sich freilich auch in der Privatangestelltengewerkschaft GPA herumgesprochen, dass der Kauf der Immobilien von Zielpunkt-Vorbesitzer Tengelmann kurz vor der Insolvenz zeitlich eher ungünstig gewesen sein mag, aber keinerlei Schaden für Zielpunkt verursacht hat.

Unterschiedliche Skonti

Die Suche nach den Ursachen für die Zielpunkt-Pleite geht weiter. Die Einkaufskonditionen innerhalb der Pfeiffer-Gruppe (über den Top-Team-Zentraleinkauf) seien weniger vorteilhaft gewesen, so der Vorwurf in Zielpunkt-Kreisen. Den Pfeiffer'schen Unimärkten wären nicht generell, aber bei einzelnen Warengruppen deutlich höhere Skonti (acht Prozent) gewährt worden. Zielpunkt hingegen habe nur drei Prozent Rabatt bekommen. Das Gegenteil ist der Fall, stellt der Vorstandschef der Pfeiffer-Gruppe, Erich Schönleitner, im STANDARD-Gespräch klar. "Zielpunkt hat profitiert. Zielpunkt hat deutlich bessere Konditionen bekommen durch den Eintritt in den Top-Team-Einkauf im Frühjahr 2012." Ob Zielpunkt, Unimarkt oder Nah&Frisch – pro Lieferant gebe es für jeden Artikel denselben Einkaufspreis. Das Top-Team-Einkaufsvolumen stieg mit Zielpunkt von 750 Millionen Euro auf eine Milliarde. Bis dahin hatte Zielpunkt allein eingekauft.

Auf den Ausverkauf in den Zielpunkt-Filialen hat dies kaum mehr Einfluss. Hart- und Trockenware sollte spätestens Mitte Jänner weg sein. Da die Auswahl an Frischware inzwischen überschaubar ist, lohnt ein Einkauf bei Zielpunkt wohl eher für Schnäppchenjäger. Laut Gläubigerschützern ist noch vor Weihnachten eine weitere Gläubigerversammlung anberaumt, ein Termin steht aber noch nicht fest. (ung, 11.12.2015)