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Hannibal Gaddafi wurde entführt.

Foto: APA/AFP/Turkia

Beirut – Ein Untersuchungsrichter im Libanon hat am Montag einen Haftbefehl gegen einen Sohn des früheren libyschen Diktators Muammar al-Gaddafi erlassen. Hannibal al-Gaddafi werde vorgeworfen, Informationen über den Fall des schiitischen Geistlichen Musa al-Sadr zurückzuhalten, meldete die staatliche Nachrichtenagentur des Landes.

Angehörige des 1978 während einer Libyen-Reise verschwundenen Imams beschuldigen die Gaddafi-Familie, dafür mitverantwortlich zu sein. Nach einem Bericht des libanesischen Fernsehsenders LBCI hat Hannibal al-Gaddafi angeblich "gestanden, dass das libysche Regime in die Entführung von Imam al-Sadr verwickelt war".

Der 40-jährige Gaddafi-Sohn war in der vergangenen Woche aus Syrien in den Libanon gelockt und von einer Gruppe Bewaffneter verschleppt worden. Am Freitag hatten ihn seine Entführer den libanesischen Behörden übergeben.

Gaddafi-Familie lange geächtet

Die Familie Gaddafi war wegen des Vorfalls im Libanon lange Zeit geächtet. Vor allem die Schiiten machten die Herrscherfamilie für Sadrs Verschwinden verantwortlich. Der frühere libysche Gesandte bei der Arabischen Liga, Abdel Moneim al-Honi, sagte der arabischen Zeitung "Al-Hayat" im Jahr 2011, es habe den Befehl gegeben, Sadr während eines Besuchs in Libyen zu töten. Die Leiche des Schiitenführers sei in der südlichen Region Sabha vergraben worden.

Der Geschäftsmann Hannibal al-Gaddafi ist mit der Libanesin Aline Skaf verheiratet. Vor dem Tod seines Vaters bei einem Aufstand im Zuge des Arabischen Frühlings floh er wie sein Bruder Mohammed und seine Schwester Aisha zunächst nach Algerien.

Im Juli 2008 hatte die vorübergehende Festnahme von Hannibal al-Gaddafi und seiner Frau in Genf zu einem diplomatischen Konflikt mit der Schweiz geführt. Die Schweizer Justiz warf dem Paar Gewalt gegen zwei Dienstmädchen vor, legte den Fall dann aber zu den Akten. (APA, 12.12.2015)