Bujumbura – Bei einer neuen Welle der Gewalt im ostafrikanischen Burundi sind mindestens 87 Menschen getötet worden. Das teilte ein Militärsprecher am Samstag mit. Am Freitag hatten bewaffnete Gruppen mehrere Militäreinrichtungen in der Hauptstadt Bujumbura und im nahen Mujejuru angegriffen. Dabei kamen laut Sprecher auch vier Soldaten und vier Polizisten ums Leben.

Etwa 45 Angreifer seien gefangen genommen und rund 100 Waffen sichergestellt worden. Der Militärsprecher, der anonym bleiben wollte, berichtete, es seien sieben Regierungssoldaten inhaftiert worden. Sie sollen mit den bewaffneten Gruppen zusammengearbeitet haben. Den ganzen Tag über waren Schüsse und Explosionen zu hören, die Menschen verschanzten sich in ihren Häusern. Den Angaben zufolge wollten die Angreifer Ausrüstung der Armee stehlen, um damit Gefangene zu befreien. Ein Aktivist berichtete, bei Razzien hätten Polizisten unbeteiligte Zivilisten erschossen, die nichts mit den Attacken zu tun hatten.

Hinrichtungen

Zuvor hatte es geheißen, in zwei Vierteln in Bujumbura seien 46 Leichen entdeckt worden. Viele der Opfer seien zuvor in Gefängnissen festgehalten worden, weil sie als Regierungskritiker an Demonstrationen gegen Präsident Pierre Nkurunziza teilgenommen hätten, sagte Anschaire Nikoyagize, der Präsident der Menschenrechtsorganisation "Burundian League for Human Rights" der Deutschen Presse-Agentur. Die meisten der Toten hätten Schusswunden aufgewiesen. Es werde angenommen, dass sie hingerichtet worden seien.

Im ostafrikanischen Burundi kommt es seit April immer wieder zu blutiger Gewalt. Damals hatte Nkurunziza angekündigt, entgegen der Verfassung für eine dritte Amtszeit zu kandidieren. Im Juli war er bei einer von der Opposition boykottierten Wahl in seinem Amt bestätigt worden. Wütende Bürger wollen den Staatschef stürzen.

Bei Zusammenstößen mit der Polizei sind Menschenrechts-Aktivisten zufolge bisher mindestens 240 Menschen getötet worden. 220.000 weitere sollen aus dem kleinen Land mit nur zehn Millionen Einwohnern geflohen sein. Auch die Nacht zum Samstag war von Gewalt überschattet: Nach Augenzeugenberichten wurden mindestens 40 junge Männer in Bujumbura erschossen. In Burundi war erst vor einem Jahrzehnt ein verheerender Bürgerkrieg zwischen der Hutu-Mehrheit und der Tutsi-Minderheit mit 300.000 Toten zu Ende gegangen. (APA, 12.12.2015)