Seoul/Pjöngjang – Vier Monate nach einem vielversprechenden Abkommen über Schritte zur Entspannung haben Süd- und Nordkorea neue Gespräche über einen weiteren Austausch ohne Einigung beendet. Während Südkorea demnach den Schwerpunkt auf die Zusammenarbeit in humanitären Fragen setzte, wollte Nordkorea vor allem ein Wirtschaftsprojekt neustarten.

Auch sei kein Termin für weitere Gespräche zustande gekommen, sagte Südkoreas Vize-Vereinigungsminister Hwang Boo-gi am Samstag nach dem zweitägigen Treffen in der grenznahen nordkoreanischen Stadt Kaesong.

Seine Seite habe auf eine Lösung für getrennte Familien aus beiden Ländern gedrungen, sagte Hwang. Nordkorea habe gefordert, dass das gemeinsame Tourismusprogramm für Reisen zum Kumgang-Gebirge wiederaufgenommen werden sollte. Den Vorschlag Südkoreas, diese Angelegenheit separat auf Arbeitsebene zu besprechen, habe die nordkoreanische Seite abgelehnt, wurde Hwang von südkoreanischen Sendern zitiert. "Unsere Regierung betonte, dass es nicht richtig ist, die Frage der getrennten Familien mit der Wiederaufnahme des Tourismusprogramms zu verknüpfen."

Tourismusprogramm

Seoul hofft, dass unter anderem regelmäßige Treffen zwischen Familien ermöglicht werden, die durch den Korea-Krieg (1950-53) auseinandergerissen wurden. Nordkorea wollte den südkoreanischen Angaben zufolge, dass Seoul zunächst eine klare Zusage für das seit einigen Jahren eingefrorene Tourismusprogramm gebe. Diese Projekt für südkoreanische Touristen in Nordkorea stellte eine wichtige Devisenquelle für das kommunistische Regime in Pjöngjang dar.

Die nordkoreanische Delegation wurde bei dem Treffen von Jon Jong -su, einem stellvertretenden Leiter des Sekretariats des Komitees für die Friedliche Wiedervereinigung Koreas, geleitet. Mit den Gesprächen in Kaesong wurde ein Punkt des Abkommens vom August umgesetzt. Nach neuen Spannungen hatten Spitzenvertreter beider Länder damals auch vereinbart, dass der Dialog fortgesetzt werden sollte. Als Teil des Abkommens fanden außerdem im Oktober neue kurzfristige Familientreffen statt. Auch versprachen beide Seiten, den Austausch in anderen Bereichen wieder stärker zu fördern.

Im Sommer hatten sich die Spannungen nach einem Zwischenfall an der Grenze verschärft. Südkoreas Militär hatte als Vergeltung für die Verletzung eigener Soldaten durch mutmaßlich nordkoreanische Landminen seine Beschallungsaktion über die Grenze mit Propaganda wieder aufgenommen. Die Beschallung wurde wieder abgestellt, nachdem Nordkorea sein Bedauern über den Zwischenfall geäußert hatte. (APA/dpa, 12.12.2015)