Drei Rollen gibt es im Spiel: Linke, Faschisten und den "Secret Hitler".

Foto: Max Temkin

Für die Durchsetzung eines Erlasses sind Präsident und Kanzler zuständig, die von den Spielern selbst gewählt werden.

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Dass Crowdfunding-Plattformen längst nicht nur die Entwicklung neuer Videospiele fördern können, das hat vor nicht all zu langer Zeit "Exploding Kittens" bewiesen. Entwickelt unter der Mitarbeit des bekannten Comic-Künstlers Matthew Inman ("The Oatmeal") stellte man mit einem Investitionsbetrag von knapp 8,8 Millionen einen Rekord auf Kickstarter auf.

Ein weiteres Kartenspielprojekt sorgt nun ebenfalls für Furore. Obwohl das Team dahinter längst nicht über die mediale Zugkraft von Inman verfügt, hat man das angestrebte Ziel von rund 54.000 Dollar mittlerweile mehr als verzwölffacht. Über 17.000 Unterstützer haben mittlerweile für "Secret Hitler" eingezahlt.

Inspiriert von "Werwolf"

Hinter dem provokanten Namen verbirgt sich eine Mischung aus Taktik und dem rein vertrauensbasierten Partyspiel "Werwolf". Letzteres lässt eine Gruppe von Dorfbewohnern raten, wer unter ihnen der Werwolf ist, der in jeder Runde einen von ihnen dahinrafft. Der Hauptverdächtige wird nach Abstimmung hingerichtet. Überlebt der Werwolf, bis nur noch zwei Spieler übrig sind, gewinnt er.

Seinen Platz nimmt in dem Kartenspiel für fünf bis zehn Teilnehmer der namensgebende "versteckte Hitler" ein. Neben ihm gibt es noch die Rolle der Faschisten und der Linken. Letztere halten zum Start immer die Mehrheit, dafür geben sich die Faschisten zu Spielbeginn untereinander zu erkennen. Auch Hitler gibt ein Zeichen, allerdings mit verschlossenen Augen, kennt seine Parteimitglieder selber also nicht. Den Linken ist keine der Rollen ihrer Mitspieler bekannt.

Wahlen und Gesetze

Jede Runde ernennen die Spieler per Abstimmung einen Präsidenten und einen Kanzler. Der Präsident nimmt drei Karten vom Stapel mit elf faschistischen und sechs liberalen Erlässen. Eine davon wählt er und wirft sie ab. Die beiden anderen reicht er dem Kanzler weiter, der eine der beiden verbleibenden Karten entfernt. Die übrig gebliebene Karte gilt als politisch umgesetzt. Die anderen Spieler sehen dabei nicht, welche Erlässe abgeworfen wurden und kennen dazu nur die Angaben von Kanzler und Präsident.

Wird ein faschistischer Erlass umgesetzt, so muss der Präsident eine von vier Sonderbefugnissen nutzen, deren Reihenfolge vorgegeben ist. So kann er etwa die Parteizugehörigkeit eines Mitspielers prüfen, die nächsten drei Erlasskarten am Stapel begutachten, den nächsten Präsident vorbestimmen oder einen anderen Spieler hinrichten lassen. Die Liquidierung anderer Politiker kommt allerdings erst gegen Ende ins Spiel.

Spielziel der Linken ist es, dass der "geheime Hitler" hingerichtet wird, bevor drei oder mehr faschistische Gesetzesinitiativen erlassen und dieser zum Kanzler gewählt wurde. Alternativ gewinnen die Fraktionen auch, wenn genügend Gesetze zu ihren Gunsten (fünf liberale oder sechs faschistische) in Kraft getreten sind. Eine umfassende Anleitung haben die Erfinder bereits als PDF ins Netz gestellt, ebenso wie Vorlagen, um das Spiel zu Hause selber basteln zu können.

Historische Anlehnung

Die Spielmechanik lehnt sich vage an politische Abläufe vor der Machtergreifung Hitlers in den frühen 1930er-Jahren an. Da das offizielle Spielsetting allerdings ein fiktionales Szenario ist, in dem die Faschisten als Echsenwesen auftauchen, wird Distanz zu historischen Ereignissen geschaffen. Ebenso wird auf die Abbildung von NS-Symbolen verzichtet.

Das populäre Projekt hat mittlerweile mehrere Zusatzziele erreicht. So wird es etwa eine App geben, die eine Vorgeschichte zum Spiel mitbringt, dazu wird auch die Ablagefläche für die Karten verschönert und ein Comic beigelegt, der über Deutschland in der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg informieren soll.

Auslieferung soll im April starten

Bereits seit einem Jahr testen die Macher nach eigenen Angaben das Spielprinzip bereits und berichten von überschwänglichen Rückmeldungen. Interessenten können sich ein Kartenset um 25 Dollar sichern.

Die Auslieferung von "Secret Hitler" soll dann schließlich im kommenden April beginnen. Die Kickstarter-Kampagne selbst läuft noch bis zum 23. Dezember. (gpi, 12.12.2015)