1. Jede Religion, die Obskurantismus verbreitet, die das Alltagsleben ihrer Anhänger autoritär strukturiert und die den Menschen als verworfenen Wurm imaginiert, der sich nur auf Knien seinem Schöpfer nähern darf, muss kritisiert werden.

2. Wenn aber die Kritik an der Religion nichts anderes als eine zusätzliche Diskriminierung ohnehin schon vielfältig diskriminierter Bevölkerungsgruppen als unverholene Absicht hat, dann müssen die Diskriminierten verteidigt werden.

3. In der wirklichen Welt muss man Ersteres und Zweiteres gelegentlich gleichzeitig machen.

4. Was sich als "Islamkritik" tarnt, ist in der Realität nur der Versuch, auf etwas geschönte Weise "Ausländer raus" zu sagen.

5. Ganz generell tut auch der Religionskritiker gut daran, religiösen Menschen mit Respekt zu begegnen.

6. Es kommt bei all diesen Fragen auf einen realistischen Blick auf die Vielfältigkeit des religiösen Lebens an, auf Grautöne, auch auf die richtigen Zungenschläge. (Robert Misik, 13.12.2015)