Wien – Wien hat nicht nur die am stärksten steigende und höchste Arbeitslosenrate in Österreich, im Bundesländer-Ranking ist die Bundeshauptstadt beim Pro-Kopf-Einkommen nun zum ersten Mal auf den vorletzten Platz gerutscht und liegt nur mehr knapp vor Kärnten. Das geht aus von der Statistik Austria veröffentlichten Zahlen hervor. Ein durchschnittlicher Wiener kam im Vorjahr auf ein Einkommen von 21.800 Euro, ein Kärntner auf 21.500 Euro. Das Niveau ist aber überall ähnlich hoch, Schlusslicht Kärnten liegt nur 800 Euro unter dem Österreichschnitt.

Für die Berechnung der verfügbaren Pro-Kopf-Einkommen werden sämtliche Einkommen, also etwa Nettolöhne, Pensionen, erhaltene Zinsen, zusammengezählt und durch die Bevölkerungszahl dividiert.

Noch vor zehn Jahren war Wien das reichste Bundesland Österreichs. "Ein bemerkenswertes Ergebnis" nannte Statistik-Austria-Chef Konrad Pesendorfer den relativen Abstieg Wiens bei der Präsentation der Zahlen am Montag. Er sieht den starken Bevölkerungszuwachs und die zuletzt schwache Entwicklung der Beamtengehälter – die öffentliche Verwaltung macht ein Viertel der Wertschöpfung Wiens aus – verantwortlich. Im Vorjahr ist Wien etwa um 27.500 Menschen gewachsen, die Hälfte davon waren Studenten und nicht erwerbstätige Menschen. Gleichzeitig schwächelt die Wiener Industrie, die Wertschöpfung war dort 2014 niedriger als noch vor der Finanzkrise 2009. Im Vorjahr ist auch die Wirtschaftsleistung im Handel und im Verkehrsbereich geschrumpft.

Vorarlberg ist zum ersten Mal seit Beginn der Aufzeichnungen das reichste Bundesland Österreichs. Das Pro-Kopf-Einkommen ist im Vorjahr mit 3,2 Prozent stärker gewachsen als überall sonst in Österreich. Damit überholte das Bundesland mit seiner starken Industrie Niederösterreich, wo die Einkommen um einen Prozentpunkt weniger gewachsen sind. Im Schnitt kommt ein Vorarlberger auf 23.300 Euro, ein Niederösterreicher auf 23.200. Auch in Tirol sind die Einkommen pro Kopf stark gestiegen (plus 3,1 Prozent), die Dienstleistungsbranche und der Tourismus entwickeln sich gut. Die beiden westlichsten Bundesländer sind auch die einzigen, in denen derzeit die Arbeitslosigkeit leicht zurückgeht.

Wien ist trotzdem das produktivste Bundesland Österreichs. Die Wirtschaftsleistung pro Einwohner betrug 2013 47.300 Euro und lag damit weiterhin deutlich über dem Österreich-Schnitt von 38.500 Euro. Das strukturschwache Burgenland kommt nur auf 26.500 Euro. Die Wertschöpfung in Wien wird durch Pendler aus Niederösterreich aufgeblasen, die in der Einkommensstatistik dann eben nicht Wien, sondern Niederösterreich zugerechnet werden. Mit der Ausnahme von Wien gilt für die Bundesländer: je stärker die Industrie, desto höher die Wertschöpfung, je wichtiger die Landwirtschaft, desto niedriger ist sie.

Die Region mit der höchsten Wirtschaftsleistung pro Einwohner ist Linz-Wels vor Salzburg-Umgebung und Wien. Das niederösterreichische Weinviertel liegt mit einer Wertschöpfung von weniger als 20.000 Euro pro Kopf fast zwei Drittel hinter Linz-Wels. (sat, 14.12.2015)