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Tränengas gegen Demonstranten in Diyarbakir

Foto: REUTERS/Sertac Kayar

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Im Staddteil Sur sind zahlreiche Gebäude beschädigt

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Diyarbakir – Bei Zusammenstößen zwischen Demonstranten und Polizisten in der südosttürkischen Kurdenhochburg Diyarbakir sind nach Angaben aus Sicherheitskreisen am Montag zwei Menschen erschossen worden. Die Demonstranten wurden nach Angaben aus informierten Kreisen bei Protesten gegen eine Ausgangssperre von Kugeln getroffen. Es gab mindestens zwei Verletzte.

Aus Sicherheitskreisen verlautete zudem, in der nahegelegenen Provinz Mardin seien fünf kurdische Aufständische getötet worden. Ministerpräsident Ahmet Davutoglu zeigte sich zum weiteren Kampf gegen die verbotene Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) entschlossen.

Ausgangssperre seit November

Die Zusammenstöße ereigneten sich am Vormittag, als hunderte Menschen versuchten, ins Stadtviertel Sur vorzudringen. Unter den Demonstranten waren auch Abgeordnete der prokurdischen Demokratischen Partei der Völker (HDP). Für das Viertel Sur, das seit Wochen immer wieder Schauplatz von Zusammenstößen zwischen Sicherheitskräften und PKK-Anhängern ist, gilt seit Ende November eine Ausgangssperre. Damals wurde dort der prominente prokurdische Menschenrechtsanwalt Tahi Elci erschossen.

Auch für weitere Bezirke im kurdischen Südosten der Türkei gelten Ausgangssperren. Insgesamt wurden nach einer Zählung von Menschenrechtlern seit Mitte August in 17 türkischen Städten Ausgangssperren verhängt. Betroffen waren mehr als 1,3 Millionen Einwohner.

Hunderte geflohen

Am Freitag erhielten Reporter der Nachrichtenagentur AFP während einer Unterbrechung der Ausgangssperre die Möglichkeit, das Stadtviertel Sur von Diyarbakir in Augenschein zu nehmen. Sie fanden eine wie im Krieg zerstörte Stadtlandschaft vor, mit von Kugeln durchsiebten Häuserfassaden und Barrikaden in den Straßen. Hunderte Bewohner ergriffen die Flucht.

"Sie glauben, dass sie uns einschüchtern können, indem sie immer neue Barrikaden und Schützengräben errichten", sagte Ministerpräsident Davutoglu dem Fernsehsender A Haber. Auch er sei "nicht von Ausgangssperren begeistert". Diese seien aber zum Schutz von Zivilisten erforderlich. Wenn erforderlich, würden "die Städte Haus für Haus von Terroristen gereinigt".

Kurdische Aufständische hatten im Jahr 1984 im Südosten der Türkei einen Kampf um größere Autonomierechte begonnen. Der Konflikt der Regierung in Ankara mit der PKK eskalierte im Juni wieder, der vor drei Jahren eingeleitete Friedensprozess kam zum Erliegen. In dem Konflikt wurden in den vergangenen 30 Jahren etwa 45.000 Menschen getötet. (APA, 14.12.2015)