Grafik: STANDARD

Wien – Die Stimmung war schon einmal besser in Österreichs Gaswirtschaft. Die für die Jahreszeit untypisch hohen Temperaturen haben zur Folge, dass weniger Gas aus Speichern abgerufen wird als in kalten Wintern üblich. Damit verdienen Unternehmen, die vom Ein- und Ausspeichern leben, weniger. In Österreich kommt hinzu, dass der Markt von zwei Firmen dominiert wird: RAG und OMV.

"Das ist quasi ein Monopol. Die Preise sind deutlich höher als etwa in Deutschland", sagte ein Eingeweihter, der nicht genannt werden wollte, dem STANDARD. Unter den hohen Speicherpreisen leide die Versorgungssicherheit.

Gegen die RAG, die zu 50,025 Prozent der EVN gehört, zu 29,975 Prozent der Eon Exploration & Production GmbH und zu jeweils zehn Prozent Energie Steiermark Kunden GmbH und Salzburg AG, sind einige Schiedsgerichtsklagen anhängig, eingebracht von Kunden. Die RAG will zu laufenden Verfahren nichts sagen.

Auslastung niedrig wie lange nicht

Tatsächlich ist die Auslastung der Speicher in Österreich niedrig wie schon lange nicht. So lag der Füllstand aller in Österreich befindlichen Speicher Mitte November bei durchschnittlich 71 Prozent, ein Jahr davor bei 90 Prozent. Damit waren die Speicher schlechter gefüllt als zum selben Zeitpunkt 2013 (75 Prozent). In dem Jahr war der Russland/Ukraine-Konflikt am Hochkochen, was sich im Sommer mit Liefereinschränkungen und im Winter mit Lieferausfällen niederschlug. Momentan lagern nach Auskunft der RAG in deren Speichern (siehe Grafik) 3,6 Mrd. Kubikmeter (m3). Das entspricht einem Füllstand von 63 Prozent. Ein Jahr davor waren es noch 4,6 Mrd. Kubikmeter.

Die OMV gibt den Füllstand ihrer drei Speicher mit 70 Prozent an, das sind zehn Prozentpunkte weniger als im Dezember 2014. Insgesamt fassen Österreichs Speicher rund 8,3 Mrd. m3 Erdgas.

Während die Entgelte für gespeichertes Gas in Deutschland zwischen 2007 und 2015 von sechs bis zehn Euro je Megawattstunde (MWh) auf zwei Euro je MWh gefallen sind, sei davon in Österreich nichts zu bemerken, sagen Kritiker.

Gaspreise bröckeln

"Die Situation bei den Speichern ist zweigeteilt", sagt Energieregulator Walter Boltz. So sei noch Gas eingespeichert, das unter dem Regime der alten und vergleichsweise teuren Langfristverträge eingeleitet worden ist. Dieses Gas, das damals günstiger gewesen sei als der Marktpreis, belaste jetzt so manchen Händler. Bei Neuverträgen sei es für Speicherunternehmen aber kaum noch möglich, hohe Preise durchzusetzen. Boltz: "Sonst deckt sich der Kunde billig am Gashub ein".

Die Gaspreiskurve zeigt indes weiter nach unten. So hat sich innert eines Monats Gas an dem für Österreich relevanten Central European Gas Hub (CEGH) um zwei bis 2,5 Euro auf derzeit rund 17,4 Euro je MWh verbilligt. (Günther Strobl, 14.12.2015)