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Die Bank Austria wird vor allem in Wien Filialen zusperren müssen – die Rede ist von in Summe 70 Zweigstellen.

Foto: REUTERS/Heinz-Peter Bader

Wien – Dienstagfrüh hat der Chef der Bank Austria, Willibald Cernko, das Sparprogramm, das sich die Bank zwecks Nichtverkaufs ihres Filialnetzes verordnet, näher erläutert. Bis 2018 müssen 300 Millionen Euro eingespart werden (im Vergleich zu 2014), die Zahl der Filialen sinkt von 190 auf 120. Die Schließungen betreffen Ballungsgebiete, die Filialen sollen dafür größer als bisher werden, erklärte Cernko in einem Pressegespräch.

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Grafik: APA

Ziel sei es, die Kosten-Ertrags-Relation von 80 auf 60 Prozent zu drücken. Wie viele Mitarbeiter von der neuen Diät betroffen sein werden, gab der Bankchef nicht preis. Es gehe "um ein Kosten-Ertrags-Ziel, und nicht um ein Köpfeziel", zog er sich bei zahlreichen Nachfragen aus der Affäre. Betriebsbedingte Kündigungen werde es nicht geben.

Aus dem Unternehmen ist zu hören, dass bis Ende 2018 rund 800 Jobs eingespart werden (das ist bereits bekannt), weitere 700 dürften den Filialschließungen folgen. Die betroffenen Mitarbeiter sollen Abfederungsangebote bekommen.

Weniger Produkte

Neben den Filialen werden auch die Produkte für die "kleinen Privatkunden" verringert, man "refokussiere die Palette, letzten Endes werden noch sechs bis acht Produkte überbleiben", so Cernko. Eine Art Bankproduktfabrik wolle man aber nicht werden, beteuerte er. Vielmehr gelte es auch durch die Ausweitung des digitalen Vertriebskanals, "mehr Bequemlichkeit, Qualität und schnellere Verfügbarkeit" für die Kunden zu schaffen.

Zudem bestätigte Cernko das Vorhaben, die 3300 aktiven Mitarbeiter, denen eine Bankpension zusteht, ins staatliche System zu "übertragen". Sie werden künftig also Pensionsbeiträge bezahlen müssen, die Kosten dafür bekommen sie per Einmalzahlung ausgeglichen. Das Geld dafür werde aus der Rückstellung kommen, die bei 2,1 Milliarden Euro liegt. Eine entsprechende Betriebsvereinbarung liegt in der Schublade. Bereits pensionierte Exmitarbeiter betreffe das nicht – und das Definitivum für langjährige Mitarbeiter (Unkündbarkeit) wird auch nicht angegriffen.

Neue Betriebsvereinbarung

All das ist das Ergebnis wochenlanger Verhandlungen, mit denen die österreichische Tochter der Unicredit den von den Italienern zunächst geplanten Verkauf des Filialnetzes abwenden wollte. Beinah ununterbrochen wurde verhandelt, erst am Montag wurde die Zukunft der Bank Austria dann in Mailand fixiert. Cernko und Belegschaftsvertreter haben sich dann durchgesetzt.

Erst ganz am Schluss habe das Pendel dann in Richtung "Plan B" (Filialreduzierung; Plan A war der angedachte Verkauf an die Bawag-Aktionäre) ausgeschlagen, als sich die Belegschaft voll hinter den Abbauplan gestellt hat, hieß es in Bankkreisen. Für selbigen haben die Wiener inzwischen vorgesorgt. Sie haben sich mit dem Vorstand auf eine neue Betriebsvereinbarung geeinigt, mit der alle Veränderungen abgedeckt werden sollen. Die Absichtserklärung dafür liegt seit Montag bei zwei Wiener Anwaltskanzleien, die Punktation müsste nur noch unterschrieben werden. Das bestätigte auch Cernko in seinem Pressegespräch.

Drei Knackpunkte hatte es gegeben: eben die Bankpensionen (die BA ist für die Bankpensionisten Sozialversicherungsträger), die Unkündbarkeit langjähriger Mitarbeiter und die Tatsache, dass selbige bei der Krankenfürsorgeanstalt der Bediensteten der Stadt Wien versichert sind und nicht bei der Wiener Gebietskrankenkasse.

Betriebsrat stimmt zu

Um die Zerschlagung der BA abzuwenden, hat sich der Betriebsrat diesbezüglich zu wesentlichen Änderungen durchgerungen. Die Pensionsansprüche sollen im ersten Quartal 2016 an die Pensionsversicherungsanstalt (PVA) übertragen werden, die Abschlagszahlungen sollen in steuerschonender Form erfolgen.

Die Pensionslast der Bank Austria ist wegen der niedrigen Zinsen übrigens massiv gestiegen – derzeit wird die Verpflichtung auf rund fünf Milliarden Euro geschätzt. Eine Zahl, die aber nicht bestätigt wurde. Nicht nur die PVA, auch das Sozialministerium hat dem Plan, dem ausgiebige Berechnungen zugrunde liegen, zugestimmt. Ausnahmen bzw. Sonderregelungen, etwa für Alleinerzieher: All das wurde mit Anwälten besprochen, fixiert und in die rund 40 Punkte umfassende Betriebsvereinbarung aufgenommen.

ÖGB hat Streik vorbereitet

Leicht dürfte all das nicht gewesen sein, die Sitzung des Zentralbetriebsrats Ende voriger Woche hat einen Arbeitstag gedauert; der Einigung waren heftige Auseinandersetzungen vorausgegangen. Allerdings hätte die Italiener, bei denen neben Vorstandschef Federico Ghizzoni vor allem Finanzchefin Marina Natale das Sagen hat, beim Verkauf des Filialnetzes großer Zoff erwartet.

Die Spitze der Gewerkschaft der Privatangestellten unter Wolfgang Katzian hat den Montagvormittag beim Österreichischen Gewerkschaftsbund verbracht – und alles für einen Streik vorbereitet. Die Mitarbeiter des Geldinstituts, das aus Zentralsparkasse, Länderbank und Creditanstalt hervorgegangen ist, hatten ihrem Zentralbetriebsrat bereits am 24. November einen entsprechenden Beschluss an die Hand gegeben.

Kein Plan B

Und was, wenn das Filialnetz 2018 keine Gewinne abwirft? Werden die Filialen dann verkauft? Daran will Cernko offenbar gar nicht denken: "Es wird funktionieren, wir werden Gewinne schreiben", glaubt er. (Renate Graber, 15.12.2015)