Wien – Die Öffentliche Hand hat im dritten Quartal 2015 rund 40,2 Millionen Euro für Inserate und Werbekampagnen ausgegeben. Das geht aus den von der Medienbehörde RTR veröffentlichten Daten nach dem Medientransparenzgesetz hervor. Gegenüber dem dritten Quartal des Vorjahres – damals waren es rund 37,2 Mio. Euro – sind die Ausgaben damit etwas höher ausgefallen.
Die Bundesländer investierten im dritten Quartal 10,5 Mio. Euro. Größter Werber war dabei einmal mehr das Land Wien mit 8,7 Mio. Euro, das seine Ausgaben im Vorfeld der diesjährigen Landtagswahl deutlich steigerte. Mit den nahestehenden Beteiligungen gab Wien im dritten Quartal 2015 sogar 13,5 Mio. Euro aus. 2014 lag dieser Wert in den für gewöhnlich eher werbeschwachen Sommermonaten Juli, August und September bei 8 Mio. Euro.
Wien und Oberösterreich an Spitze
Zweitstärkster Landeswerber hinter Wien war im dritten Quartal Oberösterreich mit knapp über einer Million Euro. In Oberösterreich fand im September die Landtagswahl statt. Niederösterreich gab knapp 480.000 Euro aus, alle anderen Bundesländer blieben – teils deutlich – unter 100.000 Euro an Werbeaufwendungen.
Die Bundesministerien schalteten im dritten Quartal insgesamt Werbung um 3,7 Mio. und gaben damit annähernd gleich viel aus wie 2014. An der Spitze lagen dabei wieder von der SPÖ geführte Ressorts: Das Bundeskanzleramt meldete 740.000 Euro, das Verkehrs- und Infrastrukturministerium 552.000. Dahinter lag das von der ÖVP geführte Außenministerium mit 485.000 Euro, das schwarze Innenministerium mit 480.000 und das rote Verteidigungsministerium mit 408.000 Euro.
Der Großteil der von der öffentlichen Hand eingesetzten Werbegelder ging erneut an die reichweitenstarken Zeitungshäuser "Krone", "Heute" und "Österreich". Sie verbuchten im dritten Quartal 2015 rund 12,3 Mio. Euro Einnahmen für Inserate und Werbekooperationen (2014: 10,8 Mio.). Die "Krone"-Medien erhielten 5,4 Mio. aus öffentlichen Werbetöpfen, an die Gratiszeitung "Heute" gingen 3,7 Mio., an "Österreich" 3,2 Mio. Vor allem "Krone" und "Heute" konnten deutlich mehr Werbeaufträge lukrieren als im dritten Quartal 2014. Der Internet-Konzern Google holte mit seinem Suchmaschinendienst und seiner Video-Plattform YouTube knapp 700.000 Euro an öffentlichen Werbegeldern und kam damit in den Bereich einiger Bundesländerzeitungen.
Hohe Dunkelziffer
Seit dem Inkrafttreten des Medientransparenzgesetzes Mitte 2012 gab die öffentliche Hand damit bisher mehr als 635 Millionen Euro für Inserate und Werbung aus. 2014 waren es 192 Millionen, in den ersten drei Quartalen 2015 rund 136 Millionen. Tatsächlich dürften die Ausgaben aber noch viel höher liegen. Der Rechnungshof wies zuletzt mehrmals darauf hin, dass wegen der Bagatellgrenze von 5.000 Euro, unter der Werbeaufträge nicht gemeldet werden müssen, ein Drittel bis die Hälfte des Werbe- und Inseratenvolumens – hochgerechnet 60 bis 100 Millionen Euro im Jahr – gar nicht erfasst würde. Die Ziele des Medientransparenzgesetzes sieht der Rechnungshof unter anderem auch deshalb nicht erreicht.
Seit Mitte 2012 müssen Ministerien, Bundesländer, öffentliche Firmen und kommunale Einrichtungen der Medienbehörde ihre Ausgaben für Inserate sowie Werbekampagnen und -kooperationen melden. Betroffen sind von dieser Regelung rund 5.600 Stellen. Grund für die Verabschiedung des Medientransparenzgesetzes war die jahrelange Kritik an hohen öffentlichen Inseratenaufträgen für Boulevard- und Gratismedien. (APA, 15.12.2015)