Wohnlichkeit und Vielfalt standen im Vordergrund der Arbeit von Josef Frank. Hier zu sehen sind ein Raum des Hauses Beer in der Wiener Wenzgasse ...

Foto: Stefan Oláh

... und der Stoffentwurf "Brazil".

Foto: Svenskt Tenn, Stockholm, Schweden

Seiner Zeit voraus: Architekt und Designer Josef Frank um 1960.

Foto: Svenskt Tenn, Stockholm, Schweden

Wien – Der Titel der Schau mag auf den ersten Blick befremdlich erscheinen. Aber nur auf den ersten. Against Design bringt auf den Punkt, was Josef Frank von vielen anderen Entwerfern unterscheidet und ihn unglaublich zeitgemäß macht. Allein seine Aussage "Die Wohnung ist kein Kunstwerk, deshalb hat sie nicht die Verpflichtung, aufregend zu wirken" verdient mehr Beachtung denn je. Der 1885 in Baden geborene und 1967 in Stockholm verstorbene Frank verstand Wohnen als etwas Organisches, Lebendiges. Starres war ihm verhasst, es ging ihm darum, Sentimentales zuzulassen. Ebenso hatten Triviales, Kitsch und gelebte Alltagskultur bei Frank kein Hausverbot. Auch der Zufall sollte beim Einrichten helfen. In all dem unterschied sich Frank von dogmatisch-erzieherischen Tendenzen diverser Bewegungen seiner Zeit.

Der Gestalter verstand das Haus als eine abwechslungsreiche "Stadt im Kleinen" mit all ihren überraschenden Ecken und Enden. Stahlrohrmöbel sah Frank als eine Bedrohung für die Menschheit an, einfarbige Flächen wirkten seiner Meinung nach beunruhigend auf den Betrachter. Freilich bescherte ihm dies so manche Kritik. Die Vertreter der Neuen Sachlichkeit taten sich mit diesem unbefangenen Zugang schwer – ihre Vorwürfe reichten vom "Wiener Gschnas" bis zum "Bordell Frank".

Der Weg der im Museum für angewandte Kunst gezeigten Entwürfe führte über viele Umwege. Frank entstammte einer jüdischen Familie und studierte Architektur an der k. k. Technischen Hochschule in Wien. 1925 gründete er das Wiener Einrichtungsunternehmen "Haus & Garten". Die politische Situation ließ ihn bereits 1933 nach Schweden auswandern. In den folgenden Jahren arbeitete er als Chefdesigner eng mit dem renommierten Einrichtungshaus Svenskt Tenn in Stockholm zusammen. Insgesamt befinden sich über 2000 Möbelentwürfe und 160 Textilmuster Franks in den Archiven des Möbelhauses. Trotz der schwedischen Staatsbürgerschaft lebte Frank von 1942 bis 1946 in den USA, wo der als Pionier einer aufklärerisch verstandenen Postmoderne geltende Frank an der bekannten New Yorker New School of Social Research unterrichtete. Sein Wunsch, als Architekt zu reüssieren und als Stadtplaner engagiert zu werden, wurde jedoch nicht erfüllt.

Paradiesgärten

Die Macher der Ausstellung, Mak-Kustode Sebastian Hackenschmidt und Architekt Hermann Czech, spannen einen wunderbaren Bogen von Franks Architekturprojekten über seine Design- und Interieurentwürfe bis hin zu theoretischen Positionen. Diese werden Ansätzen anderer Gestalter gegenübergestellt und dienen als hilfreiches Werkzeug für die internationale Einordnung von Franks Bedeutung. Die Namen reichen vom Renaissance-Architekten Leon Battista Alberti, dessen Arbeit Frank als Dissertationsthema wählte, über Adolf Loos und Le Corbusier bis hin zu Rem Koolhaas. Franks Arbeiten zeichnen sich in diesem Kosmos durch eine ebenso sozial wie kulturkritisch motivierte Zweckdienlichkeit aus, was sich unter anderem auch in den Entwürfen für die Werkbundsiedlung aus dem Jahre 1932 im 13. Bezirk niederschlug.

Kennzeichnend für die Personale ist, dass sie nicht als Parcours gestaltet ist, dem es zu folgen gilt. Ganz im Sinne Franks spült es den Besucher hierhin und dorthin. Die Schau kommt angenehm unmuseal herüber, wird zu einem Wimmelbuch einer Gestalter-Ära. Ausgewählt wurden circa 70 Möbel, über 100 Zeichnungen und Aquarelle, Architekturmodelle, unzählige Fotos und opulente Stoffentwürfe, die einem gleich Paradiesgärten ins Gesicht springen. Frank dabei stilistisch zu fassen oder gar in eine Schublade zu stecken scheint kaum möglich. Sebastian Hackenschmidt: "Frank ging die Dinge unglaublich kulturkritisch an, auf diesem Weg fand er zu seinen Lösungen. Im Denken und Tun ist er antiformalistisch, Vorgaben, die ihn einschränkten, akzeptierte er nicht."

Czech und Hackenschmidt ist eine Ausstellung gelungen, in der man in Franks Gedankenwelt abtauchen kann. Diese führt den Mak-Besucher ebenso in eine andere Galaxie wie die Star Wars-Ausstellung einen Stock tiefer – mit dem Unterschied, dass jene von Frank tatsächlich existiert. (Michael Hausenblas, 16.12.2015)