Ingelheim/Paris – Deutschlands zweitgrößter Pharmakonzern Boehringer Ingelheim steht vor dem größten Zukauf seiner Geschichte. Das familiengeführte Unternehmen greift nach dem milliardenschweren Tierarzneigeschäft des französischen Pharmakonzerns Sanofi. Dafür will Boehringer sein Geschäft mit rezeptfreien Arzneien und Gesundheitspräparaten an die Franzosen abgeben.
Weil diese Sparte mit ihrem Verkaufsschlager Mucosolvan-Hustensaft aber weniger wert ist, würde Boehringer noch zusätzlich rund 4,7 Milliarden Euro an Sanofi zahlen, wie beide Unternehmen am Dienstag mitteilten.
Vier Milliarden gemeinsamer Umsatz
"Unser gemeinsames Geschäft für Tiergesundheit wäre für weiteres Wachstum hervorragend aufgestellt – damit würde ein weltweit führendes Unternehmen entstehen", sagte Boehringer-Chef Andreas Barner, der im kommenden Sommer nach 24-jähriger Tätigkeit für das Unternehmen in den Ruhestand geht. Durch den Zusammenschluss von Boehringer und der Sanofi-Sparte Merial entstünde nach dem US-Konzern Zoetis der zweitgrößte Anbieter im Markt für Tiergesundheit mit einem Umsatz von rund 3,8 Milliarden Euro.
Merial wird mit 11,4 Milliarden Euro bewertet, die Selbstmedikationssparte (CHC) von Boehringer, also das Geschäft mit rezeptfreien Medikamenten, kommt auf 6,7 Milliarden Euro. Das CHC-Geschäft in China soll von der Transaktion ausgeschlossen bleiben.
Boehringer Ingelheim rechnet mit komplexen Verhandlungen. "Der Auftakt exklusiver Verhandlungen mit Sanofi hat begonnen, wir sind ganz am Anfang", sagte Barner. (Reuters, 15.12.2015)