Volle Konzentration wird nicht nur von den Akrobaten, sondern auch vom Publikum gefordert.

Foto: Robin Reynders

Graz – Es gehe vor allem darum, "die Dinge, die man wirklich tun will, zu tun, ehe das Leben vorbei ist", erklärt der in Barcelona lebende und an allerlei Orten der Welt arbeitende argentinische Regisseur Adrian Schvarzstein sein neuestes Stück Seasons. Mit "seasons" sind nicht nur Jahreszeiten, sondern auch Lebensabschnitte gemeint. Für Menschen jedes Alters, von der Kindheit bis zur hohen Reife, soll dieses Stück auch gemacht worden sein.

Wer schon ein bisschen in das pralle Treiben, das da am Freitag seine Uraufführung erlebt, hineinschauen durfte, konnte sehen und hören, wie Brueghel-Gemälde zum Leben erwachen. Erinnerungen an Bauernhochzeiten und Dorfplatzszenen trügen dabei nicht.

Denn Schvarzstein, der den Cirque Noël – einen winterlichen Spin-off des Festivals La Strada – vor Jahren schon in eine Fifties-Hafenkneipe (Call me Maria) und in den legendären Circus Klezmer entführt hat, setzt mit seiner neuesten Produktion der Malerfamilie Brueghel ein Denkmal. Auch die Musik, die die atemberaubende Akrobatik begleiten wird, stammt aus dem 16. und 17. Jahrhundert.

Werner Schrempf, künstlerischer Leiter des Cirque Noël und Intendant von La Strada, koproduzierte das Stück gemeinsam mit dem belgischen Zirkustheaterfestival Theater op de Markt. Und international ist auch bei Schvarzstein nicht nur seine Arbeit: Er selbst bezeichnet sich als einen Mix aus Spanier, Argentinier, Italiener – und Clown. Die Akrobaten und Musiker, die für Seasons das gesamte Orpheum – auch den Zuschauerraum und das Foyer – unsicher machen, sind aus Argentinien, den USA, Spanien, Großbritannien, Finnland, Schweden, Luxemburg, der Schweiz und – mehr als die Hälfte – aus Österreich. Sie probten zwei Jahre lang in Spanien, Finnland und Belgien.

Dabei entstanden so viele Geschichten, die neben-, vor- und hintereinander erzählt werden, dass man – gleich wie in Massenszenen der Brueghels – eigentlich ziemlich genau hinschauen sollte, um nur ja nichts zu verpassen. Eben ganz so wie im echten Leben, das in jeder Lebensphase so ausgekostet werden sollte, als lebte man den Letzten seiner Tage. Schvarzstein weiß wahrscheinlich gut, wie das geht. (Colette M. Schmidt, 16.12.2015)