Die Bank Austria schließt 70 von 190 Filialen und begibt sich auf Sparkurs. Ein Weg, der auch anderen Geldinstituten vorgezeichnet ist.

Foto: APA/Techt

Die Landschaft beginnt sich zu verändern. Seit vielen Jahrzehnten ist Österreich von einem dichten Bankfilialnetz überzogen. Kaum ein Ort, in dem nicht eine Bank, eine Sparkasse, eine Raiffeisenkasse zu finden ist oder, auch nicht selten, gleich alle drei. "Österreich ist overbanked" lautet die gängige Zustandsbeschreibung dazu.

Doch nun tun sich, auch abseits der Bank-Austria-Filialbereinigung, erste Risse im Netz auf. Bankenkrisen wie die der Hypo Alpe Adria und des Volksbankensektors befördern die Strukturbereinigung. Bedingt durch die ÖVAG-Rettung durch den Staat (inzwischen ist die ÖVAG zu einer Abbaugesellschaft geworden) wurden die "kleinen" Volksbanken, die sich diese Rettung nicht leisten konnten, in einen Haftungsverbund gedrückt. Das Korsett ist noch enger als jenes, in dem die Sparkassen unter ihrem Spitzeninstitut Erste Bank schon seit Jahren stecken und das auch immer fester gezurrt wird. Zudem werden die zuletzt rund 40 Volksbanken bis Ende 2017 zu acht Regionalbanken zusammengeschmolzen. Streng vorgegeben wird das den Instituten durch die "Fusions-Roadmap" des neuen Verbunds, im kommenden Jahr stehen 19 Zusammenschlüsse an.

Raiffeisensektor rückt zusammen

Auch der dreistufige Raiffeisensektor (Raiffeisenkassen – Landesbanken – Raiffeisen Zentralbank und Raiffeisen Bank International, RBI) rückt nolens volens enger zusammen. Vor allem die RBI-Probleme in Osteuropa stellen den Sektor vor eine große Herausforderung, und die heißt: Eigenkapital stärken – oder schrumpfen.

Pläne hat der Sektor unter dem Giebelkreuz bereits ausgearbeitet: Die RBI soll mit ihrer Miteigentümerin RZB und der Raiffeisenlandesbank Niederösterreich/Wien zusammengebracht werden.

Weitere Fusionen auf Landesbankebene sind angedacht – bis September 2016 sollte das alles in trockene Tücher gebracht werden, denn damit könnte man die Umstrukturierung rückwirkend per 1. Jänner 2016 in Geltung setzen.

Neue Konkurrenten

Das Umstechen des grünen Raiffeisenackers befindet sich allerdings noch im Stadium des Konjunktivs, denn: Wichtige Funktionäre und Manager der nach NÖ/Wien zweitgrößten Landesbank, der RLB Oberösterreich, stemmen sich dagegen. Angeblich wollen sie, dass im Gegenzug das IT-Geschäft in Oberösterreich angesiedelt werden soll. Regionale Machtinteressen gegen Strukturreform, könnte man sagen.

Dabei erwächst den Geldinstituten weltweit Konkurrenz aus einer ganz anderen Ecke. Die großen Internetkonzerne à la Google und Apple haben längst die Bedeutung des Zahlungsverkehrs "als Schlüssel für die Universalbankstruktur erkannt". Und wer das ignoriere, werde Probleme bekommen, analysierte das WU-Professor Stefan Pichler vor kurzem im STANDARD-Interview.

Einer der stärksten Motoren für die Konsolidierung der Bankenbranche ist – neben den niedrigen Zinsen – allerdings die Politik. Strenge Eigenkapitalvorschriften und Regularien bringen die Branche dazu, weniger Risiko einzugehen – sie konzentriert sich aufs Geschäft mit geringeren Margen. In Österreich kommt noch die hohe Bankenabgabe dazu, die von der Bilanzsumme berechnet wird.

Unfreiwillige Rosskur bei der Bank Austria

Mitten in diese Gemengelage hinein platzt nun die Bank Austria (BA) mit ihrer Rosskur. Ausgelöst wurde diese durch die Mailänder Mutter Unicredit. Sie wollte das defizitäre Filialgeschäft der BA verkaufen, Bawag-Aktionär Cerberus hat ein Angebot gelegt. BA-Vorstand und Belegschaft haben gegen den Verkauf gekämpft; sie dürfen das Filialgeschäft nun selbst sanieren.

Am Dienstag gab Bankchef Willibald Cernko die Eckdaten bekannt: 70 von 190 Filialen werden bis 2018 zugesperrt, 300 Mio. Euro muss das Institut bis 2018 einsparen. Wie viele Jobs das kosten wird, verriet Cernko nicht. Fix ist aber der Abbau von rund 1000 Mitarbeitern durch Pensionierungen und Teilverkäufe. Die Kunden sollen all das nicht spüren, ihnen versprach er "mehr Bequemlichkeit, Qualität und Verfügbarkeit" in weniger, aber größeren Filialen und im Internet.

Zudem müssen sich 3300 altgediente Bank-Austrianer von ihrer Bankpension verabschieden. Sie werden, wie berichtet, ins staatliche System geschubst, über die Details wie Abschlagszahlungen werden sie laut Betriebsratschef Adolf Lehner bald informiert. Das Definitivum allerdings (macht unkündbar) wird nicht angetastet. Es wird Umbauarbeiten und Strukturwandel (aus jetziger Sicht) überleben: Der letzte definitiv gestellte BA-Mitarbeiter wird 2042 in Pension gehen. (Renate Graber, 15.12.2015)