Tübingen – Die Büchnerpreis-Rede des deutschen Schriftstellers Rainald Goetz und die zugehörige Laudatio von Jürgen Kaube sind zur "Rede des Jahres 2015" gekürt worden. Damit erhielten erstmals gleich zwei Redner gemeinsam die Auszeichnung, teilte das Seminar für Allgemeine Rhetorik der Universität Tübingen am Dienstag mit.

"Goetz und Kaube stehen für eine zeitgemäße Rhetorik und sind faszinierend, motivierend und provozierend in einer Weise, wie es nur wenigen Rednern und Reden gelingt", so die Jury. Die beiden Reden bildeten eine komplexe Einheit: "Die eine Rede umspielt die andere auf feinsinnige und differenzierte Art und Weise".

Goetz und FAZ-Mitherausgeber Kaube hatten die vielbeachteten Reden bei der Verleihung des Georg-Büchner-Preises an den 61-jährigen Autor ("Johann Holtrop") Ende Oktober in Darmstadt gehalten. Beendet hatte Goetz seine Rede mit einer Textzeile der Wiener Indie-Band Wanda: "Wenn jemand fragt wofür du stehst, sag für Amore, Amore!".

Ausrufezeichen gesetzt

In einem durch Trauerreden und Krisenrhetorik geprägten Jahr habe Goetz in seiner Rede mit einem Lob der Jugend sowie der Forderung nach beständiger Revolution und kritischer Wachheit ein Ausrufezeichen gesetzt, hieß es. Goetz denke intellektuell scharfsichtig darüber nach, wie Literatur heute aussehen sollte.

Mit der undotierten Auszeichnung "Rede des Jahres" würdigt das Seminar jedes Jahr eine Rede, die die politische, soziale oder kulturelle Diskussion entscheidend beeinflusst hat. (APA, dpa, 15.12.2015)