Palmers ist wieder in österreichischem Eigentum.

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Das neue Team (von links): Luca Wieser, Wolfgang Neussner, Marc Wieser, Gernot Friedhuber und (daneben im Hintergrund) Tino Wieser mit Mitgliedern des neuen Management-Teams.

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Wien – Der größte heimische Textilkonzern, Palmers, ist wieder in österreichischem Eigentum. Die Brüder Marc, Tino und Luca Wieser erwarben am Dienstag mit Unterstützung einer österreichischen Investorengruppe um Gernot Friedhuber 100 Prozent des Unternehmens. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart, in einem "Kurier"-Bericht vom Sommer war von acht bis zehn Millionen Euro die Rede.

300 Filialen

Zuletzt waren Investmentfonds wie der deutsche Quadriga Eigentümer von Palmers. Der Wäschekonzern hat den Angaben zufolge 300 Filialen und 700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, davon 550 in Österreich. Verkaufsgerüchte hatte es in der Vergangenheit immer wieder gegeben, zuletzt im Sommer. Der langjährige Platzhirsch suchte jahrelang vergeblich nach Investoren. Über Jahre hinweg soll die Preisvorstellung der Eigentümer zu hoch gewesen sein, erzählte man in der Branche.

Stunts und Start-ups

Die Wieser-Brüder stammen aus Graz und haben mit der MTM Textilhandel GmbH unter anderem Flagship-Stores und Standortkonzepte für Marken wie Benetton und Nike umgesetzt, hieß es in der Aussendung vom Mittwoch. Friedhuber wiederum erlangte vor allem als Organisator der World Stunt Awards im Auftrag von Red Bull Bekanntheit. Daneben gründete und finanzierte er Start-ups.

Die neuen Eigentümer erklären die Stärkung der Marke in Österreich und einen deutlich stärkeren internationalen Auftritt zum Ziel. Dafür habe man ein erfahrenes internationales Managementteam und einen international besetzten Aufsichtsrat bestellt.

Management-Umbau

Als erster Schritt werden das Management und der Aufsichtsrat umgekrempelt. Marc und Tino Wieser ziehen in den Vorstand ein, der bisherige Alleinvorstand Wolfgang Neussner bleibt an Bord. In den Aufsichtsrat berufen wurden der Steuerberater Christian Zwach, der Anwalt Christian Nordberg und der frühere Benetton- und Geox-Chef Fabrizio De Nardis.

Die Brüder wollen vor allem auf Qualität setzen. Man sehe ein großes Potenzial in den Marken Palmers und p2 Bodywear, so Marc Wieser. "Palmers ist ein österreichisches Juwel, das seine Strahlkraft auf globales Niveau bringen wird", kündigte er an. Ausgebaut werden soll auch der Onlinehandel.

Blick in die Vergangenheit

Unternehmensgründer war Ludwig Palmers, der 1914 in Innsbruck mit einem Wäschegeschäft startete. 1936 folgte die erste Palmers-Verkaufsstelle, die von einem Franchisenehmer geführt wurde. Der Startschuss zur Expansion mit vorerst 45 Palmers-Geschäften fiel nach dem Zweiten Weltkrieg. Ludwig Palmers Sohn Walter gelang es in der Folge, österreichweit ein Netz an grünen Palmers-Filialen aufzubauen.

Zuletzt kämpfte Palmers mit den Nachwehen der Pleite der französischen Palmers-Tochter Lejaby im Jahr 2011. Der 2008 erworbene Dessoushersteller entpuppte sich als Sanierungsfall, die Restrukturierung kam in den vergangenen zwei Jahren aber voran. Nach Gewinnen 2014 und 2015 ist das Eigenkapital wieder im grünen Bereich. Auch die Aktien und die Markenrechte sind nicht mehr an die Erste Bank verpfändet. Palmers hat heuer zudem die Kosmetiksparte P2 um kolportierte 30 Millionen Euro an die französische Maesa Group verkauft.

Im Geschäftsjahr 2014/15 (bis 31. Jänner) schrieb Palmers einen Nettogewinn von 3,5 Millionen Euro nach 10,6 Millionen im Jahr davor. Wegen interner Abläufe und saisonaler Kollektionen verschob Palmers heuer den Bilanzstichtag auf den 31. Juli. Im Rumpfgeschäftsjahr Jänner bis Juli 2015 weist die Konzernholding einen Überschuss von 17,2 Millionen Euro aus. (APA, red, 16.12.2015)