Wien – Die Zahl der Menschen mit problematischem Drogenkonsum samt Opioiden geht in Österreich zurück. Auch die Zahl der Drogentoten ist 2014 gesunken. Während immer weniger Anzeigen wegen Heroin und Opiaten erfolgen, steigt ihre Zahl wegen Cannabis. Das sind die Kerndaten aus dem Epidemiologiebericht Drogen und dem Österreichischen Drogenbericht 2015, die am Mittwoch präsentiert wurden.
"Das Positive ist, dass immer weniger Leute in den Opioidkonsum einsteigen. Bei den drogenbezogenen Todesfällen sehen wir seit 2006 einen Rückgang", sagte Martin Busch von der Gesundheit Österreich GmbH, die einmal im Jahr im Auftrag des Gesundheitsministeriums die vorhanden Daten über die Drogenproblematik zusammenfasst und analysiert.
Weniger Opioidkonsum
Insgesamt dürften im Jahr 2013 in Österreich zwischen 28.000 und 29.000 Menschen risikoreichen Opioidkonsum, vor allem Heroin zum Injizieren, gehabt haben. Ihre Zahl war von etwas unter 20.000 im Jahr 1999 bis 2009 auf 33.000 gestiegen, danach aber wieder gefallen. Das ist vor allem auf den Rückgang bei den 15- bis 24-Jährigen zurückzuführen. 1999 hatten rund 4.500 Jugendliche und junge Erwachsene gefährlichen Opioidkonsum gehabt. Ihre Zahl hatte 2004 mit rund 10.000 stark zugenommen. Mittlerweile sind es um die 4.000.
Ebenfalls zurückgegangen ist die Zahl der mit Drogenkonsum in Verbindung stehenden Todesfälle. 2011 waren es 201 Todesfälle, 2012 dann 161. Im Jahr 2013 wurden 138 Todesopfer registriert, 2014 waren es schließlich 122. Der Anstieg des Durchschnittsalters der Verstorbenen von 30 Jahren im Jahr 2012 auf 34,8 Jahre im Jahr 2014 unterstreicht den "Alterungsprozess" dieser Gruppe von Drogenkranken.
Immer mehr Personen in Substitutionstherapie
Einen wesentlichen Anteil an der positiven Entwicklung dürften die Behandlungs- und Drogensubstitutionsprogramme haben. "Zwei Drittel der Menschen mit problematischem Drogenkonsum sind in Behandlung, 60 Prozent in Substitutionstherapie", sagte Bundesdrogenkoordinatorin Johanna Schopper. Die Zahl der Patienten in Substitutionstherapie ist im Jahr 2014 auf 17.272 gestiegen und hat sich damit seit 2005 fast verdreifacht. Laut Marion Weigl von der Gesundheit Österreich GmbH zeigt sich allerdings eine Sättigungstendenz, die Zahl der Substitutionspatienten erhöht sich nur noch langsam (2013: 16.989).
Weniger Anzeigen wegen Heroin, mehr wegen Cannabis
Die Anzeigenstatistik der Exekutive zeigt ein dem Trend beim Drogenkonsum gegenläufiges Bild. 2014 wurden 30.250 Anzeigen nach dem Suchtmittelgesetz erstattet. Während zwischen 2005 und 2014 die Zahl der Anzeigen wegen Heroin und Opiaten von knapp 5.000 auf etwa 1.500 fiel, stieg die Zahl der Anzeigen wegen Cannabis von 17.000 im Jahr 2012 auf 25.309 im vergangenen Jahr. 30 bis 40 Prozent der Österreicher haben zumindest einmal im Leben Cannabis verwendet, innerhalb eines Jahres tun das aber nur etwa vier Prozent.
Hoher Anteil von Hepatitis C
Sorgen macht den Experten die Hepatitis C, die genauso wie HIV über Spritzentausch übertragen wird. "Wir sehen einen sehr hohen Anteil von Drogenkonsumenten mit Hepatitis C", so Weigl. Aus manchen Betreuungseinrichtungen gibt es Zahlen von bis 75 Prozent Infizierten unter den Behandelten wegen problematischen Drogenkonsums (Opioide zum Injizieren). Spritzentauschprogramme existierten vor allem in Ballungszentren, deutlich weniger im ländlichen Bereich. Ein Problempunkt seien auch die Gefängnisse. Dort gibt es in Österreich kein Spritzentauschangebot, intravenösen Suchtgiftkonsum aber offenbar sehr wohl. (APA, 16.12.2015)