Neu-Delhi – Drei Jahre nach der tödlichen Gruppenvergewaltigung einer Studentin in der indischen Hauptstadt Neu-Delhi hat sich nach Ansicht ihres Vaters nur wenig zur Verbesserung der Lage der Frauen getan. "Die Regierung hat die Zeit und das Geld, aber nicht den Willen, um etwas zur Verbesserung der Sicherheit von Frauen zu tun", kritisierte der Vater des Opfers am Mittwoch vor JournalistInnen in Neu-Delhi.

Für Sicherheitsmaßnahmen eingeplante Gelder etwa für Überwachungskameras, Straßenlaternen in dunklen Gassen und mehr Polizeikräfte seien noch immer nicht zum Einsatz gekommen.

"Wir wissen nicht, wie wir an das Gewissen der Regierung appellieren können", sagte der Vater am dritten Jahrestag des brutalen Übergriffs auf seine Tochter, an dessen Folgen sie später starb. Scharfe Kritik äußerte er an der geplanten Freilassung eines der Angreifer, der zu einer Jugendstrafe verurteilt worden war und in den kommenden Tagen aus der Haft entlassen werden soll.

Kritik an Freilassung

"Fast jeden Tag lesen wir von Vergewaltigungen kleiner Mädchen", sagte der Vater, dessen Name aus rechtlichen Gründen nicht genannt werden darf. "Wenn Verbrecher wie er freigelassen werden, sorge ich mich um das, was in der Gesellschaft passiert." Auch Frauenrechtsgruppenkritisierten die geplante Freilassung.

Die 23-jährige Studentin war im Dezember 2012 vor den Augen ihres Freundes von einer Gruppe Männer in einem Bus in Neu-Delhi vergewaltigt und so schwer misshandelt worden, dass sie knapp zwei Wochen später ihren Verletzungen erlag. Ihr Fall sorgte weltweit für Empörung.

In Indien wurden im vergangenen Jahr mehr als 36.700 Vergewaltigungsfälle registriert, davon rund 2.000 allein in Neu-Delhi. ExpertInnen gehen aber davon aus, dass die Zahlen nur die Spitze des Eisbergs darstellen. (APA, 16.12.2015)