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Wien – Trotz der Pleite der Lebensmittelkette Zielpunkt ist die Zahl der Firmeninsolvenzen heuer stark zurückgegangen. Laut Hochrechnung des KSV 1870 wurden 5.126 insolvente Unternehmen verzeichnet, 5,5 Prozent weniger als 2014. Allerdings sorgte die Zielpunkt-Pleite für mehr betroffene Dienstnehmer: 2015 waren es 21.200, ein Anstieg um 1,4 Prozent.

"Dieser Anstieg ist dem Insolvenzfall Zielpunkt mit seinen 2.700 Mitarbeitern geschuldet", erklärte der KSV. Sonst wäre die Zahl der durch Pleiten betroffenen Dienstnehmer um elf Prozent gesunken.

Immer mehr Privatpleiten

Ein anderes Bild zeigt sich bei den Privatkonkursen: Deren Zahl stieg heuer um 5,7 Prozent auf über 8.891 mit Gesamtschulden von 1,144 Milliarden Euro – ein Plus von vier Prozent. Der durchschnittliche Schuldenstand pro Konkurs betrug 128.670 Euro, fast ein Drittel (29 Prozent) der Betroffenen waren ehemalige Selbstständige. Sie hatten im Schnitt Schulden in Höhe von 290.000 Euro. Die Pro-Kopf-Verschuldung "echter" Privater beträgt laut KSV rund 63.100 Euro.

Am stärksten war der Anstieg der privaten Insolvenzverfahren mit 16 Prozent auf 1.069 in Niederösterreich. Absolut die meisten Fälle gab es in Wien: Und zwar 3.849 (+9,7 Prozent). Kärnten blieb gemessen an Verfahren pro Person mit Schuldenproblemen auch 2015 ein Spitzenreiter. In Oberösterreich (-3,4 Prozent), der Steiermark (-6,4 Prozent) und im Burgenland (-10,3 Prozent) kam es zu einem Rückgang der privaten Insolvenzfälle.

Für 2016 rechnet der KSV 1870 mit einem neuerlichen leichten Zuwachs, sodass die Marke von 9.000 Verfahren erneut durchbrochen werde.

Die größten Pleiten

2015 wurden 2.016 Fälle mangels Vermögens nicht eröffnet. Die Zahl der eröffneten Insolvenzen ging um fünf Prozent auf 3.110 zurück. Die geschätzten Gesamtverbindlichkeiten reduzierten sich um 17 Prozent auf 2,4 Milliarden Euro. Die größten Pleiten waren heuer abgesehen von Zielpunkt (237 Millionen Euro Passiva) die oberösterreichische Landmaschinenfirma BISO Schrattenecker (68,3 Millionen), Quadracir Beteiligungs GmbH (55,2 Millionen), Hanlo-Firmengruppe (44,3 Millionen), die Bäckereigruppe Pan & Co (40,7 Millionen) und die Wiener Immobilienfirma Rosenthal KG (30 Millionen).

Grund zum Jubeln ist der Rückgang der Firmeninsolvenzen aber nicht. "Es handelt sich keinesfalls um eine 'Sommersonne' der Konjunktur, sondern um eine Kombination von Stagnation und niedrigen Zinsen", so KSV-Insolvenzexperte Hans-Georg Kantner. Angesichts der niedrigen Rohstoffpreise und weiter niedriger Zinsen sei auch 2016 kaum mit einem wesentlichen Anstieg der Insolvenzen zu rechnen.

Nach Bundesländern betrachtet verzeichneten außer Wien (+1,4 Prozent) alle Länder Rückgänge. Tirol (-27 Prozent) und Vorarlberg (-18 Prozent) profitierten vom Tourismus und einer exportorientierten industriellen Produktion. Auch Oberösterreich und Steiermark zeigen aus ähnlichen Gründen einen Rückgang von jeweils 8,5 Prozent. (APA, 16.12.2015)