Deeskalation: Am Loser im steirischen Bad Aussee können Tourengeher ausgeschilderte, pistennahe Skitourenrouten benutzen.

Foto: Thomas Neuhold

Salzburg – Was die Sportartikelhändler freut, ist vielen Liftgesellschaften ein Dorn im Auge: Skitourengehen ist zum Trendsport geworden. Und da der Winter bisher nur im Kalender stattgefunden hat und abseits der Kunstschneepisten fast keine Touren möglich sind, weichen viele Tourengeher auf die Kunstschneepisten aus.

Zu viele, befand beispielsweise die Liftgesellschaft im Salzburger Flachau. Sie haben ein Skitourverbot erlassen. Auf martialischen Verbotsschildern wird den Skitourengehern auch gleich gedroht: Bei Verstößen gegen das Verbot kommt es zu einer Besitzstörungsklage.

Hauptargument der Liftbetreiber: Der Gegenverkehr führe zu einem enormen Sicherheitsrisiko. Es sei immer wieder zu Beinahe-Kollisionen zwischen Skifahrern und Tourengehern gekommen. Die Salzburger Liftgesellschaften denken jedenfalls schon über ein generelles Tourengeherverbot auf allen Pisten nach.

Skigäste in Gefahr

Ähnlich rigid geht es auch auf der steirischen Tauplitz zu: "Durch die Undiszipliniertheit vieler, die in Gruppen nebeneinander und auch mit Hund auf schmalen und auch unübersichtlichen Stellen den Aufstieg bewältigen und somit nicht nur sich, sondern auch unsere Skigäste in Gefahr gebracht haben", habe man sich gezwungen gesehen, das Verbot auszusprechen, sagt Betriebsleiter Manfred Hierzegger.

Wie die Verbote kontrolliert und nötigenfalls auch exekutiert werden können, ist freilich völlig unklar: "Wir versuchen es derzeit mit Aufklärung", sagt Tauplitz-Betriebsleiter Hierzegger.

Die alpinen Vereine reagieren empört: Hauptbetroffene vom Skitourenverbot seien die Einheimischen, heißt es vonseiten des Alpenvereins. Erhebungen über die von Skitourengehern verursachten Unfälle auf Pisten zeigten, dass es zu keiner Häufung komme.

Anfänger und Kinder

Gerti Reinisch vom Österreichischen Alpenklub bezweifelt das Sicherheitsargument ebenfalls: "Skifahrer dürfen auch langsame Anfänger, Rastende und Kinder nicht von der Piste fegen, nur weil sie ihre Skier nicht unter Kontrolle haben."

Dass letztlich wirklich alle Skigebiete dem Verbotskurs folgen werden, ist aber gar nicht so sicher. Die Skigebiete im Salzburger Tennengau beispielsweise haben ein eigenes Faltblatt herausgegeben, in dem für die Pisten-Tourengeher über die auf den Liftbetrieb abgestimmten Öffnungszeiten informiert wird. Am Loser im steirischen Bad Aussee oder auch am Pinzgauer Kitzsteinhorn hat man eine eigene Aufstiegsspur ausgeschildert. Das kleine Skigebiet im Salzburger Gaißau hat sich über Parkgebühren für Skitourengeher ein Zubrot gesichert.

Als Modellregion für ein Miteinander auf Skipisten gilt der Großraum Innsbruck. Hier stellen mehrere Skigebiete an ausgewählten Wochentagen ihre Pisten für Abendtouren zur Verfügung.

Zehn Gebote

Auf Entspannung und Moderation setzt auch der Alpenverein: Der Schlüssel für ein konfliktfreies Miteinander von Tourengehern, Skifahrern und Skigebietsbetreibern sei die Beachtung von einigen wenigen Verhaltensregeln, nimmt AV-Sprecher Michael Larcher auch die Tourengeher in die Pflicht. Zu den zehn wichtigsten vom Kuratorium für alpine Sicherheit erarbeiteten Bestimmungen gehören neben anderen ein Verbot für Hunde auf der Piste und ein Gebot, nur am Randbereich der Piste hintereinander aufzusteigen. (Thomas Neuhold, 16.12.2015)