In der Vorweihnachtszeit ist in den Medien ein oftmals rührendes Bemühen um Nachrichten aus aller Welt zu bemerken, die dazu geeignet sein sollen, den allerorts schwächelnden Glauben an Werte wie Ehrlichkeit und Wahrhaftigkeit wieder ein bisschen zu stärken. Doch warum in der Ferne schweifen, liegt das Gute doch manchmal sogar so nah, dass es nicht einmal von seinen Urhebern entsprechend gewürdigt wird.

Als Beispiel dafür darf ein Dokument gelten, dessen offenherzige Aufrichtigkeit ihresgleichen sucht. Es handelt sich um einen Vertrag zwischen der Klagenfurter Werbeagentur Ideenschmiede und der FPÖ Kärnten. Solche Vereinbarungen haben mitunter den Hautgout, dass es darin in Wirklichkeit um verdeckte Parteienfinanzierung geht. Diesen Verdacht zerschmettert besagtes Dokument auf eindrucksvolle Weise, indem es ihn zur Gewissheit werden lässt. Unter Punkt 5 heißt es: "Bei Aufträgen von FPÖ-Landesregierungsbüros bekommt die FPÖ Kärnten 20 Prozent des Auftragsvolumens von der Agentur gutgeschrieben." Das wirkt wie die Mail eines nigerianischen Prinzen, in dem dieser bekennt, Opfer zu suchen, die ihm Geld schicken.

Aber wem darf man zu so viel Mut zur Ehrlichkeit gratulieren? FPÖ-Generalsekretär Herbert Kickl behauptet, er habe jenen Treuhändervertrag, laut dem ihm die Hälfte der Werbeagentur gehört, mündlich gekündigt. Die Agentur meint, er habe dies schriftlich getan, kann das Schreiben aber nicht finden, und Kickls Steuerberater weiß überhaupt nichts von einer Kündigung. Auch mit der gescheiterten Gründung einer steuerschonenden Filiale in Bratislava mit dem etwas unglücklich gewählten Namen "IS Ost" will Kickl nichts mehr zu tun haben.

Die hier an den Tag gelegte Vorsicht hat ihre Ursachen möglicherweise in einem durch schlechte Erfahrungen bedingten Misstrauen der Freiheitlichen bei der Abrechnung von vermeintlichen Freundschaftsdiensten. So sah sich Heinz-Christian Strache heuer mit einer Honorarforderung der Wahrsagerin Tina Puchinger konfrontiert, in der 6000 Euro für "Schutz im In- und Ausland, Kraft, Energie, Schutzmantel bei Auftritten und diverse Utensilien" in Rechnung gestellt wurden. Ob der FPÖ-Obmann die Frage beantworten kann, worum es sich bei "diversen Utensilien" gehandelt hat (tragbare Kornkreise? strahlenblockierende Alu-Stahlhelme? kolumbianische Chemtrails?), ist ungeklärt, fest steht, dass er die Rechnung nicht bezahlen wollte, da er die Beratung durch Frau Puchinger für private Gespräche gehalten hat und dazu meint: "Wir haben uns ein paar Mal getroffen, da ist so etwas wie eine Freundschaft entstanden."

Hier offenbaren sich menschliche Abgründe. Eine Freundschaft stellt sich als bloße Geschäftsverbindung heraus. Wie wird der freiheitliche Parteichef es verkraften, wenn er eines Tages draufkommt, dass auch Herbert Kickl nur deshalb sein Freund ist, weil er Geld dafür bekommt? Wird Kickl ihn zu trösten versuchen, indem er ihm den Unterschied zwischen Freund und Vormund erklärt? Oder kann es sein, dass Strache sich diesbezüglich ohnehin keine Illusionen mehr macht? Schließlich glauben Pezi und der Kaschperl auch nicht, dass die Hände in ihnen ihre Freunde sind. (Florian Scheuba, 16.12.2015)