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Bei der Klimakonferenz in Paris wurde noch eindringlich vor der Klimaerwärmung gewarnt. Am Ende einigte man sich auf das Ziel, sie auf zwei Grad zu begrenzen. Wie das erreicht werden soll, ist aber mehr als unklar.

Foto: ap/Matt Dunham

Wien – Es ist schon schwer genug, das Ruder bei der OMV herumzureißen, auf das wieder mehr Geld in die Kassen fließt – angesichts von Öl- und Gaspreisen, die ins Bodenlose zu fallen scheinen. Seit dem Klimaabkommen von Paris, das die Weltgemeinschaft auf den Abschied von der Kohlenwasserstoffwirtschaft einschwört, fällt die Festlegung der richtigen Strategie noch wesentlich schwerer.

Viele, durchaus auch in höheren Führungsebenen der OMV und anderer Mineralölkonzerne, sind sich bewusst, dass das Verbrennen von Kohlenwasserstoffen à la longue Verbrennen von Geld bedeutet. Die Frage ist nur, was à la longue heißt: 20, 30 oder 40 Jahre? Dass in Paris ein Abkommen zustande kommt, das von allen UN-Vertragsstaaten mitgetragen würde, war für die meisten Beobachter doch etwas überraschend.

Öl-, Gas- und Kohlevorräte müssen im Boden bleiben

Wenn nun von einer Beschränkung der Erderwärmung bei maximal zwei, besser noch 1,5 Grad gegenüber der vorindustriellen Zeit, die Rede ist, heißt das übersetzt nichts anderes, als dass der überwiegende Teil der Öl-, Gas- und Kohlevorräte im Boden bleiben muss. Diese Überlegungen werden bei den Plänen über einen milliardenschweren Einstieg der OMV in russische Gasfelder hoffentlich eine Rolle spielen.

Um eine Investition zu rechtfertigen, die weit in die Zukunft reicht und sich irgendwann nicht mehr rechnen könnte, müsste man schon sehr gewieft sein beim Argumentieren. Das betrifft auch das Engagement bei der geplanten Verstärkung der Ostseepipeline, wo die OMV mit zehn Prozent dabei ist und ebenfalls Milliarden springen lässt. Ob die neue OMV-Führung mit dem früheren Wintershall-Manager Rainer Seele an der Spitze triftige Gründe dafür nennen kann, wird sich zeigen.

Intensive Prüfung

Seit Wochen wird jedenfalls von Seiten der OMV geprüft, wie valid das von Gazprom zur Verfügung gestellte Datenmaterial über die Blöcke 4A und 5A der Achimov-Formation im sibirischen Urengoi ist und wie werthaltig. Im Gegenzug für die knapp 25 Prozent betragende Beteiligung am sibirischen Gasfeld will Österreichs größtes Industrieunternehmen, wie berichtet, Russlands Gasriesen an eigenen Assets teilhaben lassen.

Das könnte eine Minderheit an den Raffinerien Schwechat und Burghausen sein, eine Beteiligung an der Pipeline-Gesellschaft Gas Connect Austria, von der die OMV 49 Prozent abtreten möchte und anderes. Erschwerend kommt hinzu, dass Russland wegen des Überfalls auf die Krim und den Vorkommnissen in der Ostukraine auf der EU-Sanktionsliste steht.

Die Sanktionen, die beim heutigen EU-Gipfel in Brüssel um weitere sechs Monate bis Ende Juli 2016 verlängert werden dürften, treffen auch staatsnahe Banken wie VTB und Sberbank. Man wird Konstruktionen finden, den Deal dennoch auf den Weg zu bringen. Die Frage ist, ob es zum jetzigen Zeitpunkt gescheit ist. Vielleicht sollten die Verantwortlichen nochmals in sich gehen und prüfen, ob es nicht doch ein Geschäftsmodell neben Öl und Gas gibt, das die OMV in die Zukunft trägt. (Günther Strobl, 17.12.2015)