Wäre da nicht ein Reh im Chalet gewesen (oder doch das Tatar?), 2015 hätte als durchwegs schmuckes Jahr zu Ende gehen können – zumindest für diese kleine, dreckige Ess-Ecke. Was gab's da nicht an freudigen Überraschungen zwischen Neufelden und Dubrovnik, zwischen Bobostan und Turiner Räude!

Aber: Beginnen wir mit meinem schlimmsten Nachmittag des Jahres – der so schön begonnen hatte.

Übelkeit des Jahres

Die Mitkosterinnen tippten auf dieses Häufchen Rohes, das mir wohl den Nachmittag und Abend verdorben hat. Gut, wer ist schon so deppert, bei 37 Grad im Schatten ein Beef Tatar zu ordern? Genau, der Fidler – der ähnliche Härtetests für Material und Mensch aber auch schon schadlos überstanden hat.

Mir indes kam an diesem unerfreulichen Nachmittag im brutal heißen August 2015 recht häufig – und für mich äußerst ungewohnt unsentimental – das rosige Reh in den Sinn.

Wo begann dieser Nachmittag? Auf der recht schmucken Kiesterrasse des Chalet Moeller, über das in der Zeit der universalgelehrte Esser Tobias Müller auf dieser Plattform schrieb – und ich dann lieber nicht mehr.

Foto: Harald fidler

Der Bock des Jahres

Dann lieber – um ein paar Welten nämlich – gleich roh. Maibock. Roh mariniert. Der beste des Jahres. Zumindest.

Und das nicht nur, weil der Floh in praktisch jedem Best of Schmeck's vorkommen muss. Und nicht nur, weil der sehr, sehr Gute doch recht nah liegt.

Foto: Harald Fidler

Das ganse Lebenswerk

Bevor wir zu den Überraschungen des Jahres kommen, und zwar den positiven – noch ein Schmeck's Best für ein Lebens-, ja Generationenwerk: Der Sodomas Gans (Zur Sonne, Tulln) hat sich auch im 2015er-Vergleich als weitaus wunderbarste erwiesen. Oder wissen Sie eine ernsthaft bessere?

Foto: Harald Fidler

Tote Oma des Jahres

Das Leben dieser Oma habe ich auf dem Gewissen. "Oma", so nannte sie der Kellner beim Rausfischen. Sie war eine sehr Gute. Das Lokal nicht so – eher eine Verirrung. In Dubrovnik, wo man nun wirklich ziemlich herausragend essen kann. Zum Beispiel ...

Foto: Harald Fidler

Womöglich weltbeste Ćevapi

Wo würden Sie, zum Beispiel, wenn Sie bosnische Wurzeln hätten, die besten Ćevapi im schönsten warmen Fladenbrot, und womöglich auch noch die weltbeste Begova čorba vermuten?

Eher nicht in Kroatien, eher nicht in Dubrovnik vermutlich. Oder doch? Ich würde sagen: doch.

Foto: Harald Fidler

Hanf des Jahres

Wenn man im Weltreich der Grillplatte sehr, sehr gut vegetarič isst, dann erfordert das einen Eintrag unter den 16 Besten des Jahres 2015.

Ich darf vorstellen: "Hi! Pasta" aus Mehl von Hanf und Dinkel, mit Kapern, Oliven, getrockneten Paradeisern und Motar (Meerfenchel) im Nishta – mehr hier.

Foto: Harald Fidler

Panier des Jahres

Zurück zum Fleisch: Ich bin ja kein Freund der Panier. Aber wenn sie voller Kren und Saft und dunklem Rind daherkommt, wie beim Friedensrichter in 1020, dann ist sie mir auch bei hohen Sommertemperaturen hoch willkommen. Und muss in die Jahrescharts.

Foto: Harald Fidler

Vorstadt des Jahres

Wo wir schon beim Deftigeren waren, und beim Fleisch: Leber, Leber, Leber – kann man gerade um die Festtage gut gebrauchen. In der Metzgerei in 1140 herrscht daran nun wirklich kein Mangel – und, ich möchte anfügen: So schöne Leber hätten viele gern in dieser Zeit.

Foto: Harald Fidler

Hoden des Jahres

Wo wir gerade bei den inneren Werten waren, möchten wir auch die etwas weiter außen liegenden würdigen: Max Stiegl, in Schmeck's vor Jahren noch vielfach besungen, liegt mit seinem Gut Purbach außerhalb meines üblichen Essradius, einer Chefität umso näher.

Und wenn die Chefitäten sich treffen und ich als Prinzgemahl mitessen darf, dann überrascht mich der Herr Stiegl auf einmal mit seiner inzwischen erreichten Kunstfertigkeit im Umgang mit tierischen Geschlechtsteilen. Eine definitiv positive Überraschung. Von den Froschschenkeln gar nicht zu reden, und das Pferdesteak schien mir auch ein rasches Wiedersehen zu rechtfertigen. Spätestens 2016.

Foto: Harald Fidler

Erfrischung des Jahres

Man möchte es nicht glauben: Es war 2015 auch kalt – und zwar vor November. Der Eistest bei Schmeck's, Foto keineswegs gestellt, beweist diese Behauptung. Ich war übrigens begeistert von Ziegenkäse – und fand Buckelberger schon okay. Ihre Tipps waren natürlich wie gewohnt erfrischend anders.

Foto: Harald Fidler

Weichbirne des Jahres

Und wo bleiben nun die weiteren Überraschungen? Zum Beispiel in Stra im Veneto – weiche Krebse, mithin recht paniert, gar nicht schlecht.

Foto: Harald Fidler

Pepi des Jahres

Wenn mich die Chefin Leberkäse kosten schickt, den der zuständige Experte hieramts schon besungen hat, dann kann das nur...

... die erste Filiale vom Leberkas-Pepi in Wien sein. Und, ich muss gestehen, der vom Pferd ist gar nicht schlecht. Und nicht nur der.

Foto: Harald Fidler

Kiste des Jahres

Doch wenn man schon etwas besingt in Oberösterreich, dann bitte den Mühltalhof in Neufelden. Selbst bei strömendem Regen. Allein schon für den Saibling in der Kiste (eigentlich: Schindel). Und es gibt noch viele, viele Gründe für die Einkehr in der schmucken rostigen Kiste am kühlen Wasser.

Die Oberösterreicher hielten sich eher nicht an meine Wahlempfehlung.

Foto: Harald Fidler

Laberl des Jahres

Ganz woanders, ganz andere Liga – aber auch eine der schönsten Überraschungen des Jahres 2015: eine recht räudige Weinbar in Turin – mit der erfreulichsten Laberl-Kollektion des Jahres.

Foto: Harald Fidler

Ufo des Jahres

Und Turin hielt zumindest noch eine Überraschung parat: eine französisch-italienische Osteria, kaum teurer als manch piemontesische Enttäuschung, voller Herrlichkeiten. Wie diese Ochsenschlepp-Ufos. Heißt übrigens Scannabue.

Foto: Harald Fidler

Spanisches Vorkommen

Womöglich eines der Eier des Jahres – voller Wucht, im Ignacio. Ja, ich war 2015 zum ersten Mal in dieser wirklich großartigen Tapas-Bar. Ja, wir sind zurück in 1010.

Foto: Harald Fidler

Mark des Jahres

Und erst Ende 2015 schaffte ich ewiger Nachzügler es in eine der erfreulichsten Entwicklungen in der Nachbarschaft: In Filippous O Boufés. Groß. Hindert mich 2016 hoffentlich nicht daran, endlich wieder mit der Wunderbaren ins Haupthaus zu schauen. Bleiben Sie dran. Ich tu's. (Harald Fidler, 29.12.2015)

Foto: Harald Fidler