Die Experimente am Large Hadron Collider lieferten unerwartete Photonenpaare (hier in grün), die auf die Existenz eines bisher unbekannten Bosons hinweisen.

Illu.: CMS/Cern

Genf – Seit einigen Tagen kursiert ein Gerücht in einschlägigen Teilchenphysik-Blogs, dass die LHC-Experimente, die 2012 zur Entdeckung des Higgs-Bosons geführt haben, auch Hinweise auf ein völlig neues Teilchen geliefert hätten. Nun bestätigen Wissenschafter des Europäischen Kernforschungszentrums Cern, dass tatsächlich verblüffende Signale registriert wurden.

Sowohl der CMS- als auch der ATLAS-Detektor des Large Hadron Collider konnten nach Protonenkollisionen paarweise Photonen beobachten, die möglicherweise aus dem Zerfall eines bisher unbekannten Partikels hervorgingen – die Daten sind zwar nicht völlig eindeutig, aber immerhin signifikant genug, um die Aufmerksamkeit der Physiker zu erregen.

Bedeutend massiver als das Higgs-Boson

Sollen weitere Experimente im kommenden Jahr diese Messungen bestätigen, dann könnte es sich tatsächlich um ein bisher unbekanntes Boson handeln – eines, das mit etwa 750 Gigaelektronenvolt (GeV) um einiges massiver wäre als das Higgs-Boson. Es hat Jahrzehnte gedauert, ehe die Bestätigung des Higgs-Bosons eines der letzten Puzzle-Stücke zur Vervollständigung des Standard-Modells der Teilchenphysik geliefert hat.

Das Auftauchen eines um so viel schwereren Teilchens eröffnet beim Standard-Modell nach Ansicht von Gian Francesco Giudice, einem theoretischen Physiker am Cern, ein völlig neues Kapitel. "Sollte das Teilchen tatsächlich existieren, dann verblasst im Vergleich dazu die Entdeckung des Higgs-Bosons." Andere Wissenschafter sehen in der möglichen künftigen Bestätigung dieses Teilchen gar das Heraufdämmern einer völlig neuen, goldenen Ära der Teilchenphysik. (red, 16.12.2015)