Es war das Jahr der Süchtigmacher, der großen Zeitfresser und dramatischen Abschiede. Es war das Jahr der limitierten Spektakel, der brachialen Comebacks und der kreativen Altmeister. Es war ein gutes Jahr für Spielefans

Anbei finden Sie die zehn Blockbuster, mit denen wir dieses Jahr am meisten Spaß hatten sowie einige alternative Empfehlungen (ohne Reihung). Falls Sie einen Titel zu sehr oder zu wenig gewürdigt sehen, machen Sie doch mit bei unserem großen User-Voting zu den besten Games 2015 und verraten Sie uns, welche Spiele Sie heuer am meisten begeistert haben.

The Witcher 3: Wild Hunt

Das Finale der Rollenspielserie ist ein Abenteuer, das Freizeitmonsterjäger über Wochen oder gar Monate unterhält. Dass es sich trotzdem nicht durch seine schiere Größe, sondern seine Liebe zum Detail definiert, macht es zu einem ganz besonderen Erlebnis. Es wäre ein Leichtes gewesen, den Superlativen dieser Spielwelt und den Duellen mit bestialischen Widersachern ein plattes Epos von Gut gegen Böse aufzusetzen. Doch anstelle dessen wird eine Geschichte erzählt, die einen mit menschlichen Höhen und Tiefen bewegt und lange in Erinnerung bleiben wird. Zu verdanken ist dies zu einem Teil auch dem Engagement des Herstellers CD Projekt Red, der die technischen Makel und spielerischen Ungereimtheiten seit der Veröffentlichung mit kontinuierlichen Updates bereinigt hat und die hungrige Fanschaft noch mit umfassenden Erweiterungen versorgt. Geralts Abschied ist im Detail gewiss kein perfekter, aber ein krönender Höhepunkt einer langen, aufregenden Reise.

Foto: The Witcher 3: Wild Hunt

Forza Motorsport 6

Eine Serie, die jährliche Ableger produziert, ist nicht gerade ein sexy Kandidat für eine Best-of-Aufstellung. Doch so einfallslos die Ausschlachtung einer starken Marke auch sein mag, so sehr gilt es anzuerkennen, wenn die stete Fortsetzungsarbeit von so hoher Qualität geprägt ist. Und "Forza Motorsport 6" erfüllt zwar noch immer nicht alle Features, die sich die Fans schon so lange wünschen – ein dynamisches Wettersystem wäre so schön – doch was es macht, macht es großartig. Autonarren kommen mit der größten virtuellen Flotte an Hochglanzsportwagen, Luxuskarossen und tunebaren Serienmodellen in so ziemlich jeder Kategorie auf ihre Kosten und dürfen sich auf prachtvollen Kursen vom Arcade-Einsteiger zum Simulationsprofi hocharbeiten.

Größte Konkurrenz in dieser Konsolengeneration bietet das ebenfalls 2015 erschienene "Project Cars". Dieses ist zwar nicht so vielseitig, aber nicht minder spektakulär und für manche noch eine Ecke kerniger beim Fahrgefühl.

Foto: Forza Motorsport 6

Super Mario Maker

Immer nur "Mario". Stimmt schon, aber Nintendo tut mit dem ewig anderweitig beschäftigten Installateur nun einmal das, was es am besten kann. Daher wurde die Veröffentlichung eines allumfassenden Level-Editors mit ebenso viel Spannung wie Vorfreude erwartet. Und das Ergebnis kann sich sehen lassen: "Super Mario Maker" geht an die Schaffung eines Levels mit der gleichen Zugänglichkeit und Inspiration heran, die schon die Spiele so populär gemacht haben. Das ist gewiss kein Alleskönner, doch ein aufs Wesentliche fokussierter Baukasten, wie man ihn sich als Fan nur wünschen kann. Ein bodenloser Kübel voller Legosteine, der kreative Geister weckt und weniger ambitionierte Spieler laufend mit neuen Herausforderungen versorgt.

Etwas im Schatten standen unterdessen zwei unterschiedliche, aber nicht minder liebenswerte Platformer. Nintendos knuddeliges kooperatives Abenteuer "Yoshi's Woolly World" und Media Molecules innovative Papierwelt "Tearaway Unfolded".

Foto: Super Mario Maker

Bloodborne

Kein Spiel trieb zumindest einen Teil der Redaktion heuer mehr in den süßen Wahnsinn, als das jüngste Werk der Schöpfer der "Souls"-Serie. "Bloodborne" ist ein brutal-brillanter Albtraum, der einen mit purer Freude am Gameplay und kompromisslosem Design erschlägt, bei dem man sich selbst der größte Feind ist. Wer es spielt, wird es hassen und dann lieben und einer perversen Sucht verfallen, von der man Freunden begeistert erzählt und dabei jedes Kopfschütteln der anderen als Kompliment auffasst, als wäre man Teil eines elitären Kreises. Die Wahrheit ist jedoch, dass man sich nicht vor dieser Herausforderung fürchten muss, wenn man einmal akzeptiert, dass man hier nichts geschenkt bekommt und sich trotzdem alles holen kann. Ein aufwühlender, fesselnder Anachronismus zu den weichgespülten Wohlfühlerlebnissen des Mainstreams, der wieder daran erinnert, dass Erfolge nur dann wirklich befriedigen, wenn man seine eigenen Zweifel, seine eigene Überheblichkeit, seine eigene Ungeduld, seine eigenen Fehler – sich selbst – besiegt.

Foto: Bloodborne

Metal Gear Solid 5: The Phantom Pain

Mit Phantomschmerzen am ganzen Körper bestritt der geschundene Held Snake das vorerst letzte große Abenteuer des Serienschöpfers Hideo Kojima, der nach Uneinigkeiten mit Herausgeber Konami künftig neue Wege geht. Es ist ein Abschied, der mit einem Paukenschlag erfolgt und Fans das spielerisch bisher beste Metal Gear beschert. Von den Myriaden Möglichkeiten der Infiltration bis zum Basenbau ist es ein imposantes Werk. Dass man dessen Großartigkeit jedoch nicht selten im Sumpf der Merkwürdigkeiten suchen muss, zeugt von Kojimas altem Problem, selbst Regisseur spielen zu wollen, anstatt fähige Talente zu engagieren.

Wer stärker geschriebene Charaktere sucht, findet indes mit der Zeitreise "Assassin's Creed Syndicate" ein spannendes Open-World-Abenteuer im London der industriellen Revolution. Nach dem schwachen 2014er-Titel "Unity" befindet sich die Serie wieder am Weg der Besserung. Dass man sich hierfür an der "Batman Arkham"-Reihe orientierte, ist kein Fehler.

Foto: Metal Gear Solid 5: The Phantom Pain

Fallout 4

In den Foren von derStandard.at/Games und mit ziemlicher Sicherheit auch auf anderen Branchenseiten gab es heuer kein Spiel, über das so viel diskutiert wurde, wie über "Fallout 4". Das postapokalyptische Sci-Fi-Spektakel hat seinen kommerziellen Erfolg dabei zwar nicht kritiklos verdient, doch scheint Hersteller Bethesda Softworks trotz altbackener Technik und Zugeständnissen an den Mainstream summa summarum genau das abgeliefert zu haben, wonach es Überlebenskämpfer so viele Jahre gedürstet hat. "Fallout 4" meistert den Spagat zwischen Fanservice und Zugänglichkeit. Es bietet ein modernisiertes Best-of der Qualitäten der direkten Vorgänger und für Neueinsteiger ein zugängliches Erlebnis mit maximalem Beschäftigungsangebot und eingeebneten Hürden. Dass bei derartigen Kompromissen auch von Langzeitfans liebgewonnene Eigenheiten nivelliert werden, ist zwar bedauerlich, doch nach kurzer Trauerphase dürften sich auch "alte" Spieler im verstrahlten Ödland wieder ganz zu Hause fühlen.

Foto: Fallout 4

Star Wars Battlefront

Die Suche nach dem besten Shooter gleicht 2015 einem Gang über ein Minenfeld. Auf jeden Fan kommt ein Kritiker. Keine der Veröffentlichungen konnte zur Gänze überzeugen. "Star Wars Battlefront" gelang bei aller Vernachlässigung der Solospieler aber eines bravourös: mit authentischem Feeling und Spaß an der Einfachheit den "Krieg der Sterne" einer möglichst breiten Zielgruppe schmackhaft zu machen. So schön und spektakulär spielte sich der Kampf zwischen Stormtroopern und Rebellen noch nie. Gute Star Wars-Spiele gibt es wenige, ein sehr gutes ist ein Grund zum Feiern, selbst wenn es nach dem Rezept der Tante Jolesch gekocht wurde.

Multiplayer-Freunde können sich dieses Jahr aber generell nicht beschweren. Äußerst spaßig geht es in den Farbschlachten von "Splatoon" zu. "Halo 5" macht richtig gut auf E-Sport und "Rainbow Six Siege" bietet im Teamplay die intensivsten Gefechte seit langem. Zombies gibt es dafür in "Call of Duty: Black Ops 3" und "Wolfenstein: The Old Blood".

Foto: Star Wars Battlefront

Rise of the Tomb Raider

Die erste große Expedition der neuen Lara Croft macht Spieler zu einer Kriegerin, die ihren Widersachern und deren tyrannischer Weltanschauung mit jedem erdenklichen Mittel zuvorkommen will. Das ist eine bildschöne, abwechslungsreiche Tour de Force, die die rätselreichen Wurzeln der Serie oft in Nebenschauplätzen versteckt und auf ebenso viel Blut wie Mystik setzt. In seiner Gesamtheit ist es aber vor allem eines: Große Unterhaltung vor den Kulissen einer fantastischen Welt der Sagen, die so nur in Spielen zum Leben erweckt werden kann. Die erleuchtenden Momente findet man zumeist dort, wo inspirierte Rätsel, waghalsige Kletterpassagen und nervenkitzelndes Anschleichen ins Rampenlicht rücken. Und wo die Faszination Schatzsuche zum interaktiven Kino wird. Geschmunzelt wird dabei wenig und für so manchen Hobby-Archäologen könnte es weniger brachial zugehen, doch so kommen auch Actionfreunde auf ihre Kosten.

Foto: Rise of the Tomb Raider

Until Dawn

Story-Games sind eine Nische, die von den Serienwerken der Schreibfabrik Telltale Games und kleineren Indie-Produktionen besetzt ist. Echte Hochglanzproduktionen sind rar. Eine irrwitzige Ausnahme bildete heuer "Until Dawn" als ausgewachsene Hommage an populäre Teen-Horrorfilme. Mit einer abgedrehten Geschichte, Klischees ohne Ende und billigen Jump-Scares treibt Supermassives erste Splatter-Shocker voyeuristische Genüsse auf die Spitze und bietet eine Erfahrung, bei der man mit den dem Tode geweihten Protagonisten stärker mitfiebern kann, als es bei den typischen Hollywood-Vorlagen möglich ist. Nicht jede Abzweigung dieses Konzepts führt bereits zu einem großartigen Moment, doch mit all seinen Höhen und Tiefen ist es ein Höllentrip, den man mit anderen teilen und besprechen möchte. Mit einer nahtlosen Mischung aus all dem genretypischen Nonsense und den Vorzügen der Interaktivität ist ein Videospiel entstanden, das einen immer wieder zurückkommen lässt.

Foto: Until Dawn

Cities Skylines

Nach dem Debakel um die Neuauflage von "SimCity" mussten Hobby-Städteplaner lange auf eine starke Alternative warten. Bei "Cities: Skylines" wurde bereits zum Start sehr vieles richtig gemacht und regelmäßige Updates haben diesen Rohdiamanten über die Monate feingeschliffen. Hier dürfen sich Spieler den Herausforderungen der Verkehrsplanung und Infrastrukturerrichtung stellen, ohne frustriert Cheatcodes aktivieren zu müssen. Und für nicht wenige Spieler ein wichtiges Argument: Die eigene Stadt kann wachsen und sogar richtig groß werden. Durch den Modding-Support darf man mittlerweile mit einer Vielzahl an Userkreationen seine Skyline verzieren. Erstaunlich aber bleibt, dass das nicht einmal zehnköpfige Team von Colossal Order eine im Fundament so viel bessere Städtebau-Simulation schaffen konnte als EAs legendäres Studio Maxis, die in den wesentlichen Disziplinen mehr Spaß macht, mehr Spieltiefe bietet und den Spieler nachvollziehbarer herausfordert als der einstige Genrekönig "SimCity". (Zsolt Wilhelm, 20.12.2015)

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User-Voting: Die besten Videospiele 2015

Foto: Cities Skylines