Die Steuerreform soll die Konsumenten beflügeln, das erwartet der Handel, das erwartet der Finanzminister, das erwarten die Konjunkturforscher.

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Wien – Auch im Jahr 2015 ist Österreichs Wirtschaft wenig gewachsen, das Bruttoinlandsprodukt dürfte gegenüber dem Vorjahr lediglich um 0,8 Prozent gestiegen sein – das vierte Jahr mit einem Wachstum unter einem Prozent. Der private Konsum nahm aufgrund der hohen Arbeitslosigkeit und einer schwachen Einkommensentwicklung gegenüber dem Vorjahr nur geringfügig zu.

Geht es nach den Wirtschaftsforschern von Wifo und IHS, führt das kommende Jahr wieder aufwärts. Steuerreform und Flüchtlinge sollen das Wirtschaftswachstum 2016 und 2017 beschleunigen. Der Privatkonsum trägt damit laut Wifo erstmals seit vier Jahren wieder kräftig zum Wirtschaftswachstum bei.

Die Institute rechnen für die beiden Jahre mit je 1,6 bis 1,7 Prozent realem BIP-Anstieg. Damit würde Österreich nach zwei Jahren Pause wieder so schnell expandieren wie die Eurozone. Die bittere Pille: Die Arbeitslosigkeit steigt weiter bis auf rund zehn Prozent 2017. Grund dafür ist, dass das Arbeitsvolumen nicht im selben Ausmaß wie das BIP wächst und das Arbeitskräfteangebot stärker zulegen wird als der Beschäftigungsaufbau.

Impulse durch Steuerreform und Flüchtlinge

Insgesamt ist die konjunkturelle Grunddynamik derzeit noch schwach, konstatieren die Experten in ihrer vierteljährlichen Prognose vom Donnerstag. Allerdings wird der private Konsum 2016 durch die Steuerreform unterstützt – laut Wifo soll allein das mit 0,4 Prozent positiv aufs BIP durchschlagen. "Ein ebenso kräftiger Impuls kommt von der Flüchtlingsmigration", wie das Wirtschaftsforschungsinstitut erklärt.

Das IHS rechnet für 2016 mit einer Beschleunigung der privaten Konsumausgaben von 0,4 auf 1,5 Prozent, 2017 dann mit 1,3 Prozent. Die Steuerreform sollte über höhere verfügbare Einkommen den Privatkonsum antreiben, "und auch von den defizitfinanzierten Ausgaben für die Asylwerber gehen zusätzliche Nachfrageimpulse aus".

Außenwirtschaftliche Dynamik

Auch das außenwirtschaftliche Umfeld soll sich 2016 bessern und im Inland die Ausrüstungsinvestitionen anziehen. Der Bausektor werde freilich weiter zurückbleiben – doch die heimischen Exporte sollen sich verbessern.

Positiv wirkt sich weiterhin der niedrige Ölpreis aus. Der dämpft die Inflation heuer auf 0,9 Prozent. Dieser Effekt klingt aber ab, zudem wirkt die Steuerreform via Mehrwertsteuererhöhung preistreibend, sodass die Inflationsrate 2016 bei 1,5 und 2017 bei 1,7 bis 1,8 Prozent liegen dürfte.

Die Bankenhilfe belastet die öffentlichen Budgets auch in den kommenden Jahren, wenn auch etwas weniger. Das Wifo erwartet 2016 einen Anstieg des Maastricht-Defizits von 1,6 auf 1,9 Prozent des BIP, 2017 aber einen Rückgang auf 1,7 Prozent. Das IHS sieht – auch wegen der höheren Ausgaben für Asylwerber – die Defizitquote von heuer 1,7 auf 2,1 Prozent 2016 klettern, dann auf 1,7 Prozent sinken. 2016 und 2017 wird demnach das Ziel eines strukturellen Nulldefizits ohne zusätzliche Maßnahmen nicht ganz erreicht. (APA, red, 17.12.2015)