Mittelfristig rät die OECD, Schüler gemischt und nicht nach Leistungsniveau getrennt zu unterrichten.

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Wien/Paris – Die OECD warnt in einer am Donnerstag erschienenen Studie auf Basis der Pisa-Daten vor einer Konzentration von Migrantenkindern in Schulen, die bereits mit sozialen Problemen zu kämpfen haben. Kurzfristig sollte "gezielte Sprachförderung parallel zur schnellen Integration in reguläre Klassen" erfolgen, heißt es im Bericht: "Unterricht von Migranten in separaten Klassen sollte nach Möglichkeit vermieden werden."

Weitere kurzfristige Handlungsempfehlungen der OECD: Migranten sollten dazu ermuntert werden, ihre Kinder möglichst rasch in qualitativ hochwertigen Einrichtungen der frühkindlichen Bildung anzumelden. Und: "Alle Schulen sollten in die Lage versetzt werden, Migranten aufzunehmen."

Eltern unterstützen

Mittelfristig rät die OECD, Schüler gemischt und nicht nach Leistungsniveau getrennt zu unterrichten: "Frühe Aufteilung auf verschiedene Schulzweige und Klassenwiederholung sollten vermieden werden." Außerdem wird empfohlen, Eltern von Migrantenkindern zusätzlich zu unterstützen.

Unbedingt vermieden werden soll dagegen eine Zusammenfassung von Schülern mit Migrationshintergrund an benachteiligten Schulen: "Die Konzentration von Schülerinnen und Schülern aus schwierigen sozialen und ökonomischen Verhältnissen hat einen stärkeren Einfluss auf die Leistungen aller Schüler an solchen Schulen, als ein hoher Anteil an Schülern mit Migrationshintergrund."

Europäische Länder haben Schwierigkeiten

Im Regelfall seien Migranten sehr motiviert, wenn es um gute Bildung gehe, konstatiert die Studie: Allerdings seien die Schulsysteme "nicht in gleichen Maße erfolgreich, diese hohe Motivation in Bildungserfolg umzumünzen". Das gelte auch, wenn man den Erfolg von Migranten aus einzelnen Herkunftsländern vergleiche.

Auffällig: Länder wie Australien, Kanada, die USA und Großbritannien, aber auch Israel, schaffen es, trotz hoher Migrantenanteile an den Schulen die Leseleistungen zwischen "einheimischen" Schülern sowie Migranten erster bzw. zweiter Generation praktisch anzugleichen. In den meisten europäischen Ländern – darunter Österreich, aber auch Finnland – fallen die Ergebnisse der Migrantenkinder beim Pisa-Test dagegen wesentlich schlechter aus.

Bessere Leistungen in Deutschland

Deutliche Unterschiede zwischen einzelnen Ländern zeigen sich auch in der Entwicklung der Pisa-Leistungen der Migranten im Vergleich zwischen den Jahren 2003 und 2012: In Österreich und auch OECD-weit zeigten sich dabei praktisch keine Veränderungen. In Deutschland verbesserte sich die Mathematik-Performance der Migranten zweiter Generation dagegen um gleich 44 Punkte (von 432 auf 476). Deutliche Abstürze gab es dagegen in Frankreich und Finnland, wobei in diesen beiden Staaten auch die Leistungen der "Einheimischen" in diesem Zeitraum (wenn auch etwas weniger stark) abnahmen. (APA, 17.12.2015)