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Peking – Die einen nennen es Public Diplomacy, die anderen Propaganda. Welche Begrifflichkeit auch immer gewählt wird, essenziell ist: die absolute Kontrolle der Message, Inhalte exakt auf Regierungslinie, keine Abweichungen und kein journalistisches Hinterfragen. Diesen Zugang wählt die chinesische Regierung nicht nur im Inland, sondern auch international. Mit der zunehmenden Globalisierung und der wachsenden internationalen Bedeutung Chinas steigt auch der Bedarf, chinesische Positionen in der Weltöffentlichkeit zu vertreten. Diese Arbeit erledigt zum Beispiel Ren Bin in Peking.

Ren Bin (ganz links) ist für den deutschsprachigen Channel von china.org verantwortlich.
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Der junge, schlaksige Mann ist Chefredakteur des deutschsprachigen Channels von china.org, einer Website, die offizielle chinesische Nachrichten in zehn Sprachen anbietet. Neben Deutsch sind das Englisch, Französisch, Spanisch, Arabisch, Japanisch, Koreanisch, Russisch, Esperanto und Chinesisch – für Taiwan und die Auslandschinesen. Pro Tag verzeichnet die Seite 120 Millionen Pageviews. Am meisten werden – nach Chinesisch – die englischen, deutschen und spanischen Channels abgerufen. Auf Twitter hat man 260.000 Follower, auf Facebook 2,4 Millionen Fans (die Dienste laufen über ausländische Server).

"Tatsachen aus China"

Rund 400 Mitarbeiter kümmern sich um den Betrieb. Ins Netz kommen "Tatsachen aus China", sagt Herr Ren. Und die werden von der Informationsbehörde des Staatsrats, der Eigentümerin von china.org, bestimmt. Diese lässt gelegentlich auch in der Redaktion anrufen, um die Linie und wichtige Themen vorzugeben. Sonst gelte, sagt Herr Ren: "Xi und Li stehen immer oben." Gemeint sind der Staats- und der Ministerpräsident.

Die wichtigsten Quellen sind die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua und die "Volkszeitung", die beide vorzensuriert sind. Mikrobloggingdienste wie Sina Weibo, in denen sich hunderte Millionen Chinesen austauschen, sind als Quellen tabu. Ausländische Quellen werden benutzt, wenn es um Berichte über China geht, müssen aber "genau abgewogen" werden (Ren). Das ist immerhin schon ein Unterschied zu rein chinesischen Medien, bei denen in beeindruckend großen Newsrooms zwar CNN und BBC laufen, die Inhalte daraus aber keinesfalls Eingang in die Berichterstattung finden.

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Der Hafen von Tianjin nach der verheerenden Explosion.
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Schwierige Themen wie zuletzt die Explosion im Hafen von Tianjin werden gemieden. Was geht, sind quasiamtliche Verlautbarungen der Regierung, Klatschstorys wie unlängst die Hochzeit zweier berühmter Entertainer oder Geschichten über Familienplanung.

Früher wurden, sagt Zhang Xiaoguo vom Presseamt des Staatsrats, die Positionen Chinas nicht genügend gehört. Es sei sehr wichtig, dass man "akkurate und umfangreiche Nachrichten nach außen bringt". Das besorgen eben china.org und andere. Zum Beispiel die Nachrichtenagentur Xinhua/Neues China, die mit 180 Niederlassungen in 140 Ländern präsent ist, inzwischen Reuters und AP überholt hat und 30.000 Meldungen über die Digitalkabel laufen lässt, die eine Anwendungsrate von 72 Prozent hätten, wie Herr Zhang stolz anmerkt. Wichtige internationale Sprachrohre sind auch die "Global Times", "China Daily" und vor allem CCTV News.

Eingekaufte Journalisten und Anchorleute

In allen Newsrooms sitzen auch eingekaufte internationale Journalisten und Anchorleute, die der Welt die Ansichten der chinesischen Führung erklären sollen. Eine unparteiische Sicht, die auch andere Positionen erwähnt oder gar gelten lässt, kommt bei den "Journalisten" in diesen Verlautbarungs- und Propagandaorganen kaum vor. Wer sich durch deren Websites klickt, wird feststellen, dass diese praktisch alle vorwiegend mit austauschbar gleichen Inhalten ausgestattet sind.

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Aber immerhin: In diesem Zusammenhang ist die Propagandaabsicht zumindest ersichtlich, ja, sogar deklariert. Das ist nicht immer so: Zuletzt berichtete Reuters über ein verdecktes Radionetzwerk der Chinesen, das in weltweit 35 Stationen Propaganda für Peking macht. (Christoph Prantner, 18.12.2015)