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Das Innenleben eines iPhone 6s: Für bessere Akkus ist kaum Platz, Hersteller verzichten auf das Risiko.

Foto: Reuters/Handout

Ein Smartphone auf Preis- und Leistungsniveau aktueller Topmodelle, aber mit einem Akuu, der mehrere Tage hält: Wer dieses Gerät entwickelt, könnte Apple und Samsung locker den Rang als bestverkaufender Hersteller ablaufen. Genauso gilt, dass einer der beiden Konkurrenten mit einem iPhone 7 oder einem Galaxy S7 mit sehr starkem Akku das weltweite Duell für sich entscheiden könnte. Doch bislang sind keine Innovationen greifbar: Trotz der Millionen, die IT-Firmen jährlich in die Batterieforschung stecken, halten aktuelle Smartphones nicht einmal einen ganzen Arbeitstag ohne Nachladen.

Apps werden immer "hungriger"

Und der Blick in die Zukunft könnte noch mehr Pessimismus auslösen: Denn immer energieraubendere Apps – etwa im Bereich Virtual Reality – dürften die Effekte kleinere Fortschritte bei Akkutechnologien im Alltagsleben verpuffen lassen. Während etwa bei iPhone-Modellen eine 50-fache Steigerung der Prozessorleistung zwischen 2007 und 2015 stattfand, wurde die Belastbarkeit des Akkus nicht einmal verdoppelt. Moore's Law gilt eben im Energiebereich nicht, was Hersteller und Nutzer schmerzhaft zu spüren bekommen.

Materialprobleme

Ein Grund dafür ist, dass sich noch kein Material als Nachfolger für Lithium herauskristalliert hat. Seit Sony 1991 den Lithium-Ionen-Akku vorgestellt hat, kreisen neue Modelle um diesen Standard. Zwar gibt es zahlreiche Experimente – etwa Alu-Batterien –, die jedoch weit von der Marktreife entfernt sind. Ein weiteres Problem: Neue Materialien würden wohl eine komplette Umgestaltung des Smartphone-Inneren bedeuten, weshalb Hersteller mit ihren kurzen Produktionszyklen davor zurückschrecken. Außerdem könnte es zu schwerwiegenden Sicherheitsproblemen, etwa Bränden, kommen.

Ausweichmöglichkeiten

Deshalb versuchen Hersteller momentan dem Problem elegant auszuweichen. Zweitakkus sind in Mode, wie die Vorstellung des vielfach als "hässlich" bezeichneten offiziellen iPhone-6-Zweitakkus zeigt. Viele Nutzer schleppen bereits jetzt wiederaufladbare Ersatzbatterien mit sich herum, die sie dann an ihr Smartphone anstecken können. Einen anderen Weg geht das israelische Start-up Storedot, das bereits für einige Schlagzeilen gesorgt hat.

Schnell laden

Storedot baut ein System, dass sich binnen weniger Minuten voll aufladen kann. Ein Smartphone wäre nach fünf Minuten an der Steckdose wieder fit für acht weitere Stunden. Für viele Nutzer wäre das eine Erleichterung, da Steckdosen weithin verfügbar sind. Allerdings ist auch beim Storedot-Prototyp die Integration in bestehende Handydesigns ein Problem. Zwar haben einige Hersteller Interesse gezeigt, die Firma selbst glaubt aber, dass es noch Jahre dauern wird, bis Geräte mit ihrer Technologie erscheinen. Der Ausblick bleibt also trüb: Handynutzer werden weiterhin über schwache Akkus fluchen – wenngleich sie einen kleinen Silberstreif am Horizont ausmachen können. (fsc, 17.12.2015)