Skhirat/Tripolis – Der UN-Friedensplan für Libyen sieht Fajis al-Sarraj als neuen Ministerpräsidenten einer Regierung der nationalen Einheit vor. Als der 55-Jährige zu seiner ersten Erklärung nach Unterzeichnung des Abkommens ans Mikrofon trat, wirkte er etwas unsicher und verhaspelte sich ein paar Mal.

Wichtiger aber war der Inhalt seiner Worte: "Die nächste Phase braucht die Bemühungen aller Libyer", sagte Al-Sarraj in dem marokkanischen Badeort Skhirat. "Alle Libyer sollen Teil des Abkommens werden."

Vor ihm liegt eine Mammutaufgabe, für die er viel taktisches Gespür brauchen wird. Nicht zuletzt an Al-Sarraj wird es liegen, die vielen verfeindeten Gruppen in dem nordafrikanischen Land zusammenzuhalten und Gegner des Friedensplans zu überzeugen.

Al-Sarraj ist ein Kompromisskandidat, er ist mit keiner der mächtigen Parteien verbunden. Das kann von Vorteil sein, weil er als neutral gilt. Aber ihm fehlt zugleich eine Hausmacht, auf die er sich stützen kann. Sitz seiner Regierung soll die Hauptstadt Tripolis sein, die von islamistischen Milizen kontrolliert wird.

Der 55-Jährige stammt aus einer wohlhabenden Familie, sein Vater war zu Zeiten des libyschen Königreichs Minister. Al-Sarraj selbst ist eigentlich Architekt. Bis zum Sturz von Langzeitherrscher Muammar al-Gaddafi hatte er keine politische Karriere. Zu Zeiten des Diktators arbeitete er unter anderem für das Wohnungsbauministerium. (APA, 17.12.2015)