Bild nicht mehr verfügbar.

Foto: APA/EPA/MATTHIAS BALK

Berlin/Moskau – Ein Händedruck zwischen Erde und Weltraum und Gläserklirren, gesteuert aus dem All: Wissenschafter am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Oberpfaffenhofen bei München haben am Donnerstag einem Kosmonauten auf der Internationalen Raumstation ISS virtuell in Echtzeit die Hand geschüttelt – und danach mit Prosecco angestoßen.

Zwischengeschaltet bei dem Händedruck war der Roboter "SpaceJustin" in Oberpfaffenhofen, den der Kosmonaut Sergej Wolkow von der ISS aus steuerte und der als Prototyp für Roboter im All entwickelt wurde. "SpaceJustin" nahm nach gelungenem Händedruck auch das Glas mit Prosecco und prostete – gelenkt von Wolkow – DLR-Vorstandsmitglied Hansjörg Dittus und dem Direktor des Instituts für Robotik und Mechatronik, Alin Albu-Schäffer, zu.

Komplizierte Berechnungen erforderlich

Damit sei ein weiterer Schritt der Robotik gelungen, sagten Dittus und Albu-Schäffer. Allein für die Anpassung von Druck und Bewegung zwischen Schwerelosigkeit und der Anziehung auf der Erde hatten die Forscher mehrere Experimente benötigt.

Der russische Raumfahrer und die Wissenschafter am Boden konnten sich sehen, sprechen – und spürten über die Kraftrückkoppelung die Bewegung und den Druck des Handschüttelns. Wermutstropfen: Wolkow spürte den Druck des Partners auf der Erde an "SpaceJustins" linker Hand nur an seinem Joystick. Gelenkt aus dem All und aus St-Petersburg hob und senkte der Roboter einen Ball.

Bild nicht mehr verfügbar.

Foto: APA/EPA/MATTHIAS BALK

Die Wissenschafter hatten für ihr Experiment knapp zehn Minuten Zeit. Nur so lange war die ISS, die im Abstand von 400 Kilometern um die Erde kreist, über Europa und somit in direkter Verbindung. Über Satelliten wäre keine Echtzeitverbindung möglich gewesen.

Thema Telepräsenz

Bereits im Sommer hatten Raumfahrer auf der ISS in einem Vorexperiment einen Roboter am DLR gesteuert – aber es handelte sich um eine einfache Bewegung und um keinen humanoiden Roboter.

Mit Telepräsenz-Technologien können Roboter auf der Erde schon heute etwa in Katastrophengebieten gefährliche Aufträge erledigen. Systeme bei minimalinvasiven medizinischen Eingriffen funktionieren ähnlich.

Im Weltraum könnten Wissenschafter künftig von einer Raumstation aus einen Roboter steuern, der zum Beispiel den Mars oder den Mond erkundet – oder sonstige Außeneinsätze außerhalb des Raumschiffs absolviert. Die Roboter sollen auch Weltraumschrott einsammeln, der im Orbit eine wachsende Gefahr darstellt. (APA, red, 17. 12. 2015)