Losa Angeles – Nach dem islamistischen Anschlag im kalifornischen San Bernardino hat die US-Justiz einen Freund des Attentäters offiziell beschuldigt. Dem 24-jährigen Enrique M. werde Verschwörung zum Terrorismus zur Last gelegt, teilte das Justizministerium am Donnerstag mit.

Dem Mann werde außerdem der ungesetzliche Erwerb zweier halbautomatischer Waffen vorgeworfen, mit denen Syed Farook und dessen Ehefrau Tashfeen Malik Anfang Dezember 14 Menschen töteten. Der Terrorismusvorwurf bezieht sich den Angaben zufolge nicht auf den Angriff von San Bernardino, sondern auf Anschlagspläne, die M. in den Jahren 2011 und 2012 mit seinem damaligen Nachbarn Farook schmiedete, aber nicht in die Tat umsetzte.

Fataler Waffenkauf und Scheinehe

Staatsanwältin Eileen Decker erklärte, es gebe derzeit keine Beweise, dass M. auch an dem Anschlag in San Bernardino beteiligt gewesen sei oder davon gewusst habe. Aber sein Waffenkauf und seine Entscheidung, Farook nicht zu melden, hätten "fatale Konsequenzen" gehabt.

Laut dem Justizministerium nahmen Beamte der Bundespolizei M. am Donnerstag fest. Er sollte noch im Lauf des Tages zu einer Anhörung vor Gericht erscheinen. Die Vorwürfe gegen den 24-Jährigen sind in einer Strafanzeige verfasst, eine formale Anklage steht noch aus. M. wird auch Einwanderungsbetrug vorgeworfen, weil er mit einer Verwandten Farooks eine Scheinehe eingegangen sein soll. Auf jeden der drei Vorwürfe stehen zwischen zehn und 15 Jahre Haft.

Farook, ein pakistanischstämmiger US-Bürger, hatte zusammen mit seiner pakistanischen Ehefrau am 2. Dezember die Weihnachtsfeier seines städtischen Arbeitgebers angegriffen. Das Paar wurde später von der Polizei erschossen. Die Bundespolizei FBI stufte die Tat als islamistischen Terrorakt ein. Demnach hatte sich das Paar unabhängig voneinander radikalisiert, im Internet kennengelernt und später geheiratet. Malik soll der Jihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) die Treue geschworen haben.

Bücherei und Cafeteria als Ziele

M. und Farook trafen einander nach Angaben des Justizministeriums 2005 im kalifornischen Riverside. Zwei Jahre später habe Farook seinen Nachbarn zum Islam konvertiert und später für die "radikale islamische Ideologie" begeistert. Ende 2011 hätten die Studenten begonnen, einen Anschlag mit Bomben und Schusswaffen zu planen. M. habe ausgesagt, dass sie die Bücherei und die Cafeteria ihrer Hochschule in Riverside als Ziele ausgesucht hätten. Außerdem hätten sie einen Anschlag auf eine vielbefahrene Schnellstraße erwogen.

M. kaufte den Angaben zufolge Schusswaffen, Munition, paramilitärische Ausrüstung sowie Sprengstoff. Er habe die Aufgabe übernommen, weil Farook wegen seiner Herkunft strengere Überprüfungen befürchtet habe. Die Waffen habe M. an Farook weitergegeben. Ende 2012 habe er sich von Farook distanziert, die Waffen seien dann aber beim Anschlag von San Bernardino zum Einsatz gekommen. Vier Tage danach habe M. bei einer Befragung durch die Polizei seine Verbindung zu Farook gestanden. (APA, 18.12.2015)