Da, sie schreit schon wieder. Das nervt zwar ein wenig, aber sie spielt das halt gern. Und das Spiel geht so: Je weiter ich auf dem Vorhang nach oben klettere, desto gellender versucht sie zu zwillen. Man muss halt ein wenig aufpassen, dass man sie nicht körperlich überfordert. Sie kennt ja beim Spielen keine Grenzen. Gestern erst hat sie so gebrüllt, dass ihr Kopf so rot war wie diese Kugeln, die sie vor wenigen Tagen heimbrachte.
Ein blödes Katzenspielzeug, aber bitte. Die roten Kugeln baumeln an so einem Buschen am Esszimmertisch. Aber mit zwei Pratzlern hab ich die vom Zweig heruntergeholt und auf den Boden gestoßen, wo sie dann zerplatzen.
Übersetzungsfehler Schreien
Da ist überhaupt keine Herausforderung dahinter, und ich hab den Buschen eh schon fast fertig zusammengeräumt. Ich denke, drei Kugeln hängen noch drauf. Ich will das aber schön langsam angehen, weil die zwei so eine Freude haben, wenn wieder ein Kugerl zerplatzt. Da tanzen sie um die Kugelreste, schlagen sich vor Freude auf die Oberschenkel und singen ein fürchterliches Lied.
Nur, als er gestern aus dem Bad gerannt kam, nachdem er hörte, dass ich ihm wieder ein Kugerl auf dem Boden zerplatzt hab, da hat er sich an den nackten Fußsohlen gelaust und wieder diesen Song mit seltsamem Refrain gesungen: "Verdammte Katzenviecher, ich stell euch auf Ebay!"
Fridolin, mein Bruder, mag es auch nicht, wenn einer von den beiden singt. Aber er ist der Überzeugung, dass die zwei damit zeigen wollen, dass sie sich darüber freuen, dass wir da sind, und dass wir uns so rührend um sie kümmern. Mir wäre ja lieber, sie würden schnurren wie wir, aber man kann eben nicht alles haben.
Was man schon von ihnen haben kann, das sind die Sachen, die auf der Kommode stehen. Wie das Spielzeug, das sie uns unlängst dorthin gestellt hat – ich hab vergessen, wie sie es nannte. Vielleicht hat sie es nicht gleich auf dem Boden gelassen, damit wir uns ein bisserl mehr bewegen. Gerade mir sagt sie in letzter Zeit öfter, dass ich immer mehr wie ein Keksfriedhof ausschau'.
Weiß der Hund, was sie damit meint. Jedenfalls, zwei so ganz fürchterlich aussehende Stoffmäuse hat sie auf die Kommode gestellt. Die schauen jetzt aber eh schon viel besinnlicher aus. Fridolin hat sie runtergepratzelt, als wir allein waren, und dann haben wir die Stoffmonster geklitschkot. Den Ausdruck wirst du nicht kennen, der ist Slang und kommt von der Nachbarkatze Klitschko. Wenn die was in die Pfoten kriegt, dann ist das Fetzen. Wie diese Lämmchen-Eierwärmer. Nein, bitte, denk gar nicht drüber nach.
Übersetzungsfehler Kranz
Sie haben eben ihre ganz eigenen Angewohnheiten. Kann man sich gar nicht vorstellen, als normaler Katz. Da hat sie Anfang Dezember, im Wohnzimmer, so ein Ding auf den Tisch gestellt. Rund, wie ein Kranzl Wurst, nur gescheit dick halt, und es riecht nach Wald. Oben drauf sind ein paar Tannenzapfen und so komische Lichter.
Die dürften aber ein festes Klumpert sein, hab ich herausgefunden. Weil am Anfang ist nur ein Birndl gegangen, und es hat eine ganze Woche gedauert, bis das zweite Licht funktioniert hat. Jede Wette, dass Weihnachten ist, bis alle vier endlich funktionieren.
Übersetzungsfehler Duschen
Ich wollt dann eh nachschauen, was es da hat, bin hin und hab einmal bei der Leuchte schauen angefangen, die funktioniert hat. In dem Moment zuckt sie wieder komplett aus, singt herum und zieht mich auf der Stelle weg. Na, denk ich mir, dann sollen sie das halt selber reparieren. Mir ist es ja egal. Ich brauch es nicht. Da wären mir die Schnurrhaare lieber, die mir witzigerweise just an dem Tag anscheinend irgendwer gestutzt hat. Ganz komisch. Ein paar sind viel zu kurz, und am Ende so komisch gekräuselt. Und gstunken haben sie auch.
Und weil wir grad beim Thema sind. Stinken tun die zwei halt schon. Dem Fridolin macht das ja mehr aus als mir. Ich bin da nicht so heikel. Außerdem schau ich, dass ich schon bei der Tür draußen bin, wenn die zwei in der Früh auf ihr Kisterl gehen. Na, du, das ist eine Prozedur. Ein paar Mal haben wir uns das ja schon angeschaut, der Fridolin und ich.
Erst stellen sie sich unter eine luckerte Regenrinne. Das muss man sich vorstellen. Die stellen sich unter Wasser. Echt. Und da raucht's dann, dass man aus den Fenstern nicht mehr raus sieht. Bis die dann, nach einer halben Stunde rauskommen, stinken die von oben bis unten.
Der Fridolin hat dann versucht, die Situation ein wenig zu verbessern, einen gescheiten Geruch in deren Kisterl zu bringen. Er hat ihnen auf den Haufen, den sie mit dem Fell machen, das sie jeden Tag tauschen, ein gescheites Duftlackerl gemacht. Gesungen haben sie wieder vor Freude. Aber lang gehalten hat das auch nicht, weil sie die alten Felle immer wieder wegtragen. Da müssen wir uns ein besseres Platzerl überlegen, meint der Fridolin. Eines, wo es länger duften kann.
Noch suchen wir. Da muss man strategisch klug vorgehen.
Übersetzungsfehler Postpaket
Weil eigensinnig sind sie schon. Grad jetzt um die Weihnachtszeit. Wir sind ja nicht anspruchsvoll und brauchen ja nichts. Aber jeden Tag, wirklich jeden Tag, stellen sie uns jetzt eine neue Schachtel zum Spielen hin – meistens am Tisch, oder auf die Kommode, was die noch größere Herausforderung ist. In den Schachteln ist oft auch einmal was drinnen, was gar keine Katze ist.
Gestern so eine Decke, ein Stoffdings. Eh sehr fein. Ein bisserl kühl auf den Pfoten, aber keine Widerstandskraft gegen Krallen. Einmal gekratzt, sind schon die Fäden rausgestanden, die dann ganz arg an der Nase gekitzelt haben. Ich hab dann beim Niesen anscheinend zu fest ausgeatmet. Weißt eh, gleich nach dem Essen... ist mir ein bisserl was vom Schlemmermenü wieder aus dem Goscherl gefallen.
Übersetzungsfehler Geschenk
Ich hab vergessen, was sie gesungen hat, wo sie sich den Seidenschal jetzt hinstecken muss. Dürfte aber so wichtig nicht gewesen sein. Das Schlemmermenü hat sie entfernt, sieht man gar nichts mehr davon, und die kühle Decke liegt jetzt wie ein Teppich vor dem Katzenkisterl. Sehr edel.
Die Schachtel aber, die hat sie wieder weggeschmissen. Macht aber nichts, weil heute ist sowieso wieder eine neue gekommen. Eine kleine. Der Fridolin hat probiert reinzukraxeln, aber kaum waren die Vorderpfoten drinnen, war die Schachtel voll. Kannst du vergessen.
In der Schachtel war etwas, das er Wörterbuch nennt. Schau, da drüben sitzt er auf dem Sofa, starrt in das Buch, und dann auf mich. Seit er das Ding hat, interessiert er sich genau dafür, wie mein Schwanz um meine Pfoten liegt, wie einer von uns blinzelt und wann wir wo wie schnell hingehen.
Dann meint er kommentieren zu müssen, was wir denken und fühlen. Voll daneben.
... und überhaupt
Weil, pass auf: Ich setz mich jetzt da her und schau beim Fenster raus. In ein paar Sekunden springt er auf und macht mir die Tür auf. Ich bleib dann im Türstock sitzen, der Fridolin schleicht rüber zum Sofa, wo er sein Müsli mit Joghurt stehen gelassen hat und fängt zu fressen an. Er fragt mich inzwischen zehnmal, ob ich raus oder rein will, und was jetzt. Wenn der Fridolin fertig ist, tauschen wir Positionen, und ich schlag mir den Bauch mit dem Joghurt voll. Und in spätestens drei Minuten sitzen wir zu dritt auf dem Sofa und furzen zufrieden vor uns hin. So, pass auf, los geht's.
(Guido Gluschitsch hat Kater Herberts Verbalinjurien aufgezeichnet. Möglich, dass er dabei einiges falsch übersetzt hat. 20.12.2015)