AfD-Politiker Björn Höcke sorgt immer wieder für Empörung.

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Im persönlichen Gespräch ist Björn Höcke ein freundlicher und zuvorkommender Mensch. Auch wenn man den AfD-Chef von Thüringen ob seiner Ansichten kritisch befragt, regt er sich nicht auf. Im Gegenteil, es folgen ein "Aber ich hab doch gar nichts Böses gesagt"-Blick und ein Lächeln.

Diese Masche ist nicht neu, aber Höcke beherrscht sie so perfekt, dass sich die Bundesspitze der nicht eben als links verrufenen Alternative für Deutschland (AfD) immer wieder einmal von ihm distanziert, wenngleich nicht sehr konsequent und scharf. Denn Höcke ist mit seinem Rechts-außen-Kurs innerhalb er AfD mittlerweile so erfolgreich, dass er für Parteichefin Frauke Petry gleichermaßen Gewinn und Gefahr darstellt.

Der 43-Jährige ist ein Westimport. Er stammt aus Westfalen, studierte in Bonn, Gießen sowie Marburg Lehramt für Geschichte und Sport, gehörte außerdem der Jungen Union an. Bis er sich der AfD zuwandte und dort Karriere machte, war er im hessischen Bad Sooden-Allendorf an einer Gesamtschule als Oberstudienrat tätig.

Dort hatte er als einziger Lehrer in seiner Klasse eine Deutschlandkarte hängen. Eine Deutschlandfahne war es dann, die ihn bundesweit bekannt machte. Zunächst, nach der Landtagswahl 2014 in Thüringen, war er als Fraktions- und Parteichef vor allem innerhalb des ostdeutschen Landes bekannt.

Vor einigen Wochen jedoch saß er bei Ex-ARD-Talker Günther Jauch, es ging wieder einmal um Flüchtlinge. Höcke zog eine Deutschlandfahne aus der Tasche, hängte sie über seinen Sessel und kritisierte Angela Merkels Willkommenskultur als "verrückt gewordene Altparteienpolitik".

Petry erklärte nachher, Höcke sei nicht legitimiert, für die Bundespartei zu sprechen. Die braucht Höcke jedoch kaum mehr, seine Aussagen finden genug Gehör. Ruft er zur Demo gegen Asylpolitik in Erfurt auf, kommen Tausende. Dort schwärmt Höcke dann für "1.000 Jahre Deutschland". Er warnt auch, dass die "Angstträume für blonde Frauen" größer werden, und sieht nicht jedes Mitglied der NPD als extremistisch an.

Nun fabulierte der vierfache Vater vom "lebensbejahenden afrikanischen Ausbreitungstyp" und gratulierte dem französischen Front National zur Regionalwahl. Das ist selbst Petry zu viel, aber sie tut sich schwer. Auf dem Bundesparteitag im November war Höcke nicht einmal Delegierter, wurde aber umschwärmt wie ein Popstar. Und viele sind sich sicher: Der will und wird noch mehr. (Birgit Baumann, 18.12.2015)