Wien ist eine sichere Stadt. Die Mehrheit der Bevölkerung sieht das so.

Wien – Obwohl in der Bundeshauptstadt jedes Jahr weit mehr als 200.000 Strafdelikte zur Anzeige gebracht werden, fühlen sich die Wienerinnen und Wiener ziemlich sicher. Das geht aus einer Umfrage hervor, für die von Mai bis Oktober 5.000 Personen befragt wurden und deren Ergebnisse am Freitag präsentiert wurden.

37,1 Prozent der Befragten gaben an, sich in Wien "sehr sicher" zu fühlen. Weitere 49,1 Prozent fühlen sich "eher sicher". Von den restlichen knapp 14 Prozent gaben nur 2,3 Prozent an, sich "gar nicht sicher" zu fühlen. Wobei der Begriff Sicherheit hier nicht nur Gewaltfreiheit meint, sondern etwa auch die Verlässlichkeit in Sachen Energieversorgung oder Sozialhilfe.

Angst in der Innenstadt

Nach Bezirken gibt es aber doch deutliche Unterschiede. Einkommensstarke beziehungsweise Innergürtel-Bezirke führen das Ranking an: In Hietzing fühlen sich die Wiener am sichersten, gefolgt von Währing, Wieden, Neubau und Mariahilf. Im hinteren Bereich liegen vorrangig die ehemals klassischen Arbeiterbezirke – also Floridsdorf, Meidling, Brigittenau und Favoriten als Schlusslicht. Einzige Ausnahme: Am vorletzten Platz der Rangliste ist die Innenstadt, wo sich 19,2 Prozent der Wiener eher oder sehr unsicher fühlen.

Das Wohlbefinden variiert auch nach Bildungsgrad der Probanden, erklärte Wolfgang Tomschitz vom Unternehmen Trendcom Consulting, das mit der Umfrage beauftragt war. Während sich 93,3 Prozent der Hochschulabsolventen sicher fühlen, sind es bei den Pflichtschulabgängern "nur" 80,3 Prozent. Und Menschen im mittleren Alter fühlen sich sicherer als junge und ältere Personen. Die Umfrage wurde von "Die Helfer Wiens", einer Dachorganisation mit 40 sicherheitsrelevanten Organisationen wie Polizei, Feuerwehr und Rettung, in Auftrag gegeben.

Furcht vor Diebstählen

Durchaus ausgeprägt dürfte trotz allen subjektiven Sicherheitsgefühls die Furcht vor Diebstählen und Eigentumsdelikten sein. 43,8 Prozent gaben hier an, sich nicht sicher zu fühlen. Etwas weniger ausgeprägt ist die Angst vor Gewalttaten oder Überfällen. 31,6 Prozent der Frauen und immerhin 26,1 Prozent der Männer haben hier Bedenken. Handlungsbedarf gibt es bei sogenannten Angsträumen. Denn mehr als die Hälfte der Befragten (mehr Frauen als Männer) gab an, sich in schlecht beleuchteten Bereichen nicht wohlzufühlen. Nicht ganz so hoch, aber trotzdem markant ist das Unsicherheitsempfinden in U-Bahn-Stationen und Garagen.

Wiens Polizeipräsident Gerhard Pürstl zeigte sich von den grundsätzlich positiven Umfrageresultaten durchaus überrascht. Denn trotz sinkender Kriminalstatistik werde die Exekutive vermehrt mit Klagen konfrontiert, dass in so viele Wohnungen eingebrochen werde oder so viele Autos aufgebrochen würden. Momentan gebe es außerdem in Bereichen von U6-Stationen, wo mit Drogen gehandelt werde, polizeilichen Handlungsbedarf. Auch Landtagspräsident und "Helfer Wiens"-Vizepräsident Harry Kopietz (SPÖ) kündigte an, anhand der Umfrageergebnisse dort nachzuschärfen, wo es etwa an Beleuchtungen im öffentlichen Raum fehle.

Frauenhelpline

Keine Auskunft gibt die Umfrage über Bedrohungen innerhalb der eigenen vier Wände. Gerade rund um Weihnachten komme es häufig zu Gewaltausbrüchen innerhalb der Familien, betonte am Freitag die Frauenhelpline. Hilfe und Beratung gibt es rund um die Uhr und kostenlos unter: 0800 / 22 25 55. (APA, simo, 18.12.2015)