Der brasilianische Finanzminister Joaquim Levy konnte während seiner Amtszeit durch eine Blockade zwischen Regierung und Parlament kaum notwendige Reformen und Sparpakete durchsetzen.

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Brasilia – Der brasilianische Finanzminister Joaquim Levy tritt laut Medienberichten zurück und verschärft damit die politische Krise des Landes. Wie die Portale "Globo" und "Folha de S. Paulo" am Freitag berichteten, wird Staatspräsidentin Dilma Rousseff den bisherigen Planungsminister Nelson Barbosa zum Nachfolger bestimmen.

Der frühere Banker Levy konnte durch eine Blockade zwischen Regierung und Parlament kaum notwendige Reformen und Sparpakete durchsetzen und wurde als wichtiger Eckpfeiler der brasilianischen Regierung betrachtet. Er gilt als Mann der Mitte und eines liberalen Wirtschaftskurses, doch die Ziele einer sinkenden Verschuldung und geringer Inflation konnte er in seinem ersten Amtsjahr nicht erreichen. Stattdessen liegt die Inflation mit 10,7 Prozent so hoch wie seit 2002 nicht mehr.

Präsidentin unter Druck

Als die Spekulationen über Levys Rücktritt publik wurden, verlor der Real gegenüber dem Dollar an Wert und steuerte wieder auf die Marke von fast 1:4 zu. Rousseff ist stark unter Druck, sie kämpft gegen ein Amtsenthebungsverfahren. Verschärfend kommt hinzu, dass die Agentur Fitch erst am Mittwoch das Rating Brasiliens auf Ramsch-Niveau senkte.

Staatsanleihen gelten damit als spekulative Anlage, es muss mit Zahlungsausfällen gerechnet werden. Für die bisher siebentgrößte Volkswirtschaft der Welt wird es damit schwerer und teurer, sich international frisches Geld zu beschaffen. Brasiliens Wirtschaft wird in diesem Jahr um rund 3,7 Prozent schrumpfen. Im kommenden Jahr könnte der gesamte staatliche Schuldenberg laut Fitch auf 70 Prozent der Wirtschaftsleistung anwachsen – auch die Organisatoren der Olympischen Spiele in Rio haben große Mühe, ihr Budget einzuhalten. (APA, 18.12.2015)