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Anghörige trauern beim Begräbnis eines Demonstranten, der von Sicherheitskräften erschossen worden sein soll.

Foto: reuters/Negeri

Addis Abeba – Bei Protesten in Äthiopien haben Sicherheitskräfte der Menschenrechtsorganisation "Human Rights Watch" zufolge seit Monatsbeginn mindestens 75 Menschen getötet. Die Proteste in der Region Oromia rund um Addis Abeba richten sich primär gegen die Erweiterungspläne der Hauptstadt und deshalb drohende Enteignungen.

Die seit drei Wochen andauernden Proteste, die keinen klaren Anführer haben, haben sich auf mehr als hundert Orte ausgebreitet. Die Regierung des ostafrikanischen Landes spricht von Terrorismus und greift mit harter Hand durch.

"Gefährliche Eskalation"

"Die Bezeichnung von hauptsächlich friedlichen Demonstranten als Terroristen und der Einsatz des Militärs ist eine gefährliche Eskalation dieser volatilen Lage", sagte Leslie Lefkow, die stellvertretende Afrika-Direktorin von Human Rights Watch. Laut der Organisation wurden mindestens 75 Protestierende getötet und viele weitere Menschen verletzt.

Die Regierung in Addis Abeba äußerte sich zu den Vorwürfen nicht. Ein Regierungssprecher hatte kürzlich von insgesamt fünf Toten gesprochen.

Opposition: Repressives System

Eine Oppositionsgruppe, der Oromo-Volkskongress, sprach jedoch bereits am Freitag von mindestens 70 Toten. Der Oromo-Anführer Bekele Gerba sagte, die Frustration der Menschen habe sich angesichts des repressiven Systems und der Armut über die Jahre aufgebaut. Meinungsfreiheit und Opposition werden in Äthiopien unterdrückt. Die Regierungsparteien halten 100 Prozent der Parlamentssitze.

Die Proteste in der Oromia-Region hatten im November begonnen. Studenten gingen unter anderem in den Städten Haramaya, Jarso, Walliso und Robe auf die Straße, um gegen Pläne der Regierung zur Verstaatlichung von Land zu demonstrieren. Sie befürchten einen Landraub größeren Ausmaßes in der vom Oromo-Stamm, der größten ethnischen Gruppe des Landes, besiedelten Region. (APA, 19.12.2015)