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Mireia Lalaguna Royo ist die schönste Frau der Welt.

Foto: apa / epa / young

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Sanya – Am Ende regnet Konfetti auf die neue Miss World Mireia Lalaguna Royo herab. Kurz wischt sich die 23-jährige Spanierin eine Freudenträne von der Wange, dann präsentiert sie sich Hand in Hand mit den Kandidatinnen aus Russland und Indonesien, die auf den Plätzen zwei und drei landeten, dem Publikum.

Die Pharmazie-Studentin aus Barcelona setzte sich am Samstagabend auf der chinesischen Tropeninsel Hainan gegen 113 Konkurrentinnen durch und darf sich nun ein Jahr lang schönste Frau der Welt nennen. Fast drei Stunden zog sich davor die von zahlreichen Tanz- und Gesangeinlagen begleitete Schönheitswahl im Ferienparadies Sanya hin. Ein sensibles Thema wurde jedoch komplett ausgeblendet: Das Schicksal der kanadischen Kandidatin Anastasia Lin. Die Miss Kanada und gebürtige Chinesin durfte nicht an der Wahl teilnehmen, weil ihr die chinesischen Behörden vor Wochen ein Visum verweigerten. China gestatte es keiner "persona non grata" in die Volksrepublik einzureisen, teilte die chinesische Botschaft in Ottawa laut kanadischen Medienberichten zu dem Fall mit.

Lin selbst vermutet, dass ihre politischen Ansichten Grund für das Einreiseverbot sind. Mehrfach sprach sie in der Vergangenheit öffentlich – sogar in einer Anhörung vor dem US-Kongress – über Unterdrückung in China. Dabei kritisierte sie etwa die Verfolgung der in China seit 1999 verbotenen Kulturbewegung Falun Gong.

Eingelassen mit "feindlichen Kräften"

Auch wenn sich Peking nicht weiter zu dem Fall äußert, fällen Staatsmedien ein vernichtendes Urteil über die Kanadierin. Lin müsse den Preis dafür zahlen, dass sie sich mit "feindlichen Kräften" einlasse, schrieb die englischsprachige "Global Times" in einem Leitartikel im Vorfeld der Miss-Wahl. "Sie wusste vielleicht nicht, dass alle Teilnehmer es vermeiden sollten, in radikale politische Themen verwickelt zu sein." Indem Lin die chinesische Regierung kritisiere, würde sie beim westlichen Publikum auf Sympathie stoßen, das ohnehin schon Vorurteile gegen China hege.

In Schweigen hüllten sich unterdessen die Organisatoren des Schönheitswettbewerbs. Dass sie aus dem Einreiseverbot für Lin Konsequenzen ziehen, und etwa in Zukunft auf eine Austragung der Wahl in China verzichten, gilt als unwahrscheinlich. Zu sehr wurden sie in den vergangenen Jahren von Chinesen umworben. Eigens für den Schönheitswettbewerb wurde auf der Tropeninsel Hainan 2003 ein Luxus-Ressort eröffnet, wo die Wahl seitdem schon sechs Mal stattfand.

Die diesjährige Gewinnerin Mireia Lalaguna Royo will nach dem Studium ein Unternehmen gründen, das sich mit gesunder Ernährung und Diäten beschäftigt und Alternativen zur Schulmedizin aufzeigt. In den kommenden zwölf Monaten steht der Spanierin, die gerne reist und Klavier spielt, nun aber erstmals ein volles Programm als internationale Schönheitskönigin bevor. (Jörn Petring/dpa, 20.12.2015)