Wien/Moskau – Der österreichische Öl-und Gaskonzern OMV hat für den geplanten Asset-Swap mit der russischen Gazprom laut OMV-Chef Rainer Seele eine Shortlist mit drei Positionen erstellt. Ob etwa die OMV-Raffinerie in Schwechat (NÖ) oder andere Vermögenswerte in Österreich darunter seien, wollte Seele im Gespräch mit Nachrichtenmagazins "profil" nicht kommentieren.

"Wir haben eine Vertraulichkeitsvereinbarung mit der Gazprom vereinbart. Außerdem will ich die Mitarbeiter nicht beunruhigen und Gerüchte anheizen", sagte Seele dem Magazin.

Der OMV-Chef versuchte die Skepsis in Österreich und Europa gegenüber der russischen Gazprom zu zerstreuen: "Teilweise lässt sich das aus der europäischen Geschichte heraus erklären. Zudem betreibt die Gazprom auch eine Kommunikationspolitik, die nicht unbedingt westlich orientiert ist, um das vorsichtig zu formulieren. Das trägt nicht zum Aufbau von Vertrauen bei", so Seele. Auf der anderen Seite verstehe er aber auch die Haltung der Gazprom. Die Europäer würden laut dem russischen Gaskonzern das Signal aussenden, sie sei hier nicht willkommen.

"Wir als OMV hingegen bekommen aus Russland das Signal: Ihr seid willkommen", zeigte sich Seele mit der Zusammenarbeit zufrieden. Die Gazprom habe die OMV eingeladen, an der Ausbeutung einer der besten Lagerstätten in Russland teilzunehmen. "Das alles dient auch der Absicherung der russischen Gaslieferungen nach Österreich", betonte der OMV-Chef.

Die EU drängt ihre Mitgliedsstaaten auf eine Diversifizierung der Energiequellen-Lieferländer. "Ich verstehe die Bedenken der EU-Kommission. Aber ich kritisiere, dass sie die Prioritäten falsch setzt. Nur 25 Prozent des europäischen Gasbedarfs stammen aus Russland", so Seele. Er sei auch ein Verfechter einer weiteren Diversifizierung, aber nicht zulasten von Quellen, die sich in der Vergangenheit als verlässlich erwiesen hätten. Die OMV investiere zum Beispiel in das Nord-Stream-2-Projekt um Transitunterbrechungen auszuschließen.

Auf einen möglichen Anteils-Tausch hatten sich OMV und Gazprom im September verständigt. Bisher ist aber offen, welche Unternehmensteile der russischen Seite konkret angeboten werden könnten – im Gegenzug für eine knapp 25-prozentige Beteiligung der OMV an Teilen des sibirischen Gasfeldes Urengoy. Dort soll es um die Entwicklung der Blöcke 4A und 5A der Achimov-Formation gehen.

Die Raffinerien in Schwechat und im bayerischen Burghausen am Inn sollen in eigene Gesellschaften ausgelagert werden, um eine Beteiligung der Russen zu ermöglichen, berichtete kürzlich die "Presse". Nur das Raffineriegeschäft in Rumänien werde nicht angerührt, da das Land eine Gazprom-Beteiligung nicht zulassen werde. (APA, 20.12.2015)