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Samir Qantar soll bei einem Luftangriff bei Jaramana, südlich von Damaskus, getötet worden sein.

Foto: APA/EPA/Youssef Badawi

Tel Aviv/Beirut – Nach Angaben der libanesischen Hisbollah-Miliz ist ihr Führungsmitglied Samir Kuntar bei einem israelischen Luftangriff getötet worden. Israelische Kampfflugzeuge hätten in einem Vorort der syrischen Hauptstadt Damaskus ein Wohngebäude mit Raketen angegriffen, berichtete der Hisbollah-Fernsehsender Al-Manar am Sonntag.

Am Abend schlugen dann drei offenbar zur Vergeltung aus dem Libanon abgefeuerte Raketen im Norden Israels ein, wie eine Militärsprecherin in Tel Aviv mitteilte. Israelische Artillerie habe daraufhin Ziele im südlichen Libanon beschossen. Berichte über Opfer lagen vorerst nicht vor.

Nach dem Angriff auf Kuntar (54) hatten Bilder ein zerbombtes mehrstöckiges Wohnhaus gezeigt. Zwei weitere Menschen, bei denen es sich um Helfer Kuntars handeln soll, wurden nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte getötet. Sechs Menschen wurden demnach bei dem Angriff am Samstagabend verletzt. Justizministerin Ayelet Shaked zeigte sich im Militärradio "glücklich über die Nachricht", äußerte sich aber nicht dazu, ob Israel den Angriff geflogen hatte.

Gefangenenaustausch 2008

Kuntar war 2008 nach etwa drei Jahrzehnten Haft in Israel freigelassen worden. Er war bei einem Gefangenenaustausch zwischen Israel und der Hisbollah freigekommen, der unter deutscher Vermittlung zustande gekommen war. Seitdem war Kuntar aktives Mitglied der mit Israel verfeindeten Hisbollah und in deren Rängen aufgestiegen.

Im Jahr 1979 hatte er als 16-Jähriger ein palästinensisches Terrorkommando angeführt und war für den Tod zweier israelischer Polizisten sowie eines Vaters und dessen zweier kleiner Töchter im Alter von zwei und vier Jahren verantwortlich. Einem der Mädchen hatte er den Schädel zertrümmert. Zwei weitere Angreifer wurden damals getötet, ein dritter wurde festgenommen.

Kuntars Familie begann am Sonntag in Beirut mit Trauervorbereitungen. Angehörige der israelischen Opfer reagierten hingegen mit Genugtuung auf seinen Tod. Smadar Haran, deren zwei kleine Töchter und Ehemann 1979 von Kuntar ermordet worden waren, sprach von "historischer Gerechtigkeit", wie die israelische Nachrichtenseite "ynet" am Sonntag berichtete. Die Witwe wurde mit den Worten zitiert: "Es hat mich sehr geschmerzt, als er aus dem Gefängnis entlassen wurde."

Der Hisbollah-Sender warf syrischen Rebellengruppen vor, mit Israel kooperiert und Kuntars Aufenthaltsort verraten zu haben. Israels Außenministerium in Jerusalem wollte sich nicht zu den Berichten über einen israelischen Luftangriff äußern.

Roni Haran, Bruder des ermordeten Familienvaters, beschrieb den Tod Kuntars als "kleinen Trost". "Er war einer der grausamsten Mörder in Israel, hat nie Reue geäußert und war im Libanon eine Symbolfigur", sagte er dem israelischen Rundfunk am Sonntag.

Die Tochter eines der getöteten israelischen Polizisten sagte, sie sei "stolz auf den Staat Israel, der einen guten Job gemacht hat". Mit dem Tod Kuntars habe sich für sie "ein Kreis geschlossen". (APA, 20.12.2015)