Die OMV steht vor einer weitreichenden Verpartnerung mit der Gazprom. Neben den umfangreichen Liefervereinbarungen geht es jetzt auch um eine kapitalmäßige Verflechtung. Die Österreicher sollen sich an einem sibirischen Gasfeld beteiligen, die Russen erhalten dafür noch nicht fixierte Beteiligungen an OMV-Aktivitäten. Vor kurzem stellte sich heraus, dass die OMV dem Kreml Herzstücke anbietet: Gasspeicher, Pipelines und auch die Raffinerie in Schwechat stehen zur Debatte.

Sollten die Planspiele Realität werden, würde der teilstaatliche Minimulti unter Neo-Chef Rainer Seele strategische Bereiche für ein relativ beliebiges Gas-Investment abgeben. Der von der Holding Öbib gehaltene Staatsanteil sollte eine derartige Aushöhlung des österreichischen Einflusses eigentlich verhindern. Nun darf man öffentliche Einmischung in Betrieben hinterfragen. Wenn es aber schon einen staatlichen Kernaktionär zur Wahrung industriepolitischer Interessen gibt, dann kann ein Rückzug bei der Energieinfrastruktur wohl nicht ganz ernst gemeint sein. Es sei denn, der Ausverkauf der Telekom dient als Drehbuch.

Finanzminister Hans Jörg Schelling sollte sich erklären, ob die Vorgangsweise gewünscht ist oder mit Seele ein russischer Unterhändler in die OMV-Chefetage geholt wurde, der nicht nur österreichische Interessen unterläuft, sondern das Land in Zeiten von Sanktionen zur Lachnummer macht. Das Ganze gleich einem schlechten Agentenfilm. (Andreas Schnauder, 21.12.2015)